nd-aktuell.de / 09.07.2021 / Politik / Seite 1

Hausärzte warnen vor schnellen Lockerungen

Mediziner setzen auf Impfungen. Lehrer rechnen mit weiteren Hygienemaßnahmen

Stefan Otto

Die deutschen Hausärzte bremsen die Hoffnungen auf baldige umfangreiche Lockerungen in der Corona-Pandemie. »Anstatt ständig über neue Themen zu spekulieren, sollten sich lieber alle bemühen, der Impfkampagne den richtigen Schwung zu verleihen«, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, der »Rheinischen Post«. Erst wenn absehbar sei, »dass eine zweifache Impfung vor Infektion, Erkrankung und Weitergabe der Infektion weitgehend schützt - und dafür gibt es viele Hinweise -, dann sollten entsprechend Grundrechte zurückgegeben werden«, so der Hausärztechef. Gleichzeitig werde es sicherlich Hygienemaßnahmen geben, die erst einmal bleiben sollten. »Und manche, etwa gute Lüftungskonzepte, machen auch abseits der Pandemie durchaus Sinn«, erklärte der Mediziner.

Auch der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, geht davon aus, dass im Herbst noch Maßnahmen gebraucht werden, die »den Unterrichtsbetrieb absichern, teilweise auch einschränken«, erklärte er gegenüber der »Passauer Neuen Presse«. Nötig sei eine »Sicherheitsphase zu Schuljahresbeginn, um auf Reiserückkehrer und dadurch möglicherweise verstärkt eingeschleppte Infektionen zu reagieren, in der wir erneut auf regelmäßige Testungen und Maskenpflicht setzen müssen.«

Der Sprecher der Kultusminister in den SPD-geführten Ländern, Ties Rabe, kritisierte dagegen die derzeitige Diskussion um Luftfilter in den Schulen. Der Hamburger Schulsenator wies auf die bereits bestehenden Sicherheitsmaßnahmen hin: Hygieneregeln, Maskenvorgaben, Testpflichten und die Vorgabe, Räume alle 20 Minuten zu lüften. »In keinem anderen Lebensbereich gelten so weitgehende Sicherheitsmaßnahmen wie in den Schulen«, sagte Rabe der dpa. »Es ist schwer zu erklären, warum trotz dieser Maßnahmen der Schulbetrieb auch noch von Luftfiltern abhängen soll, die in anderen Lebensbereichen mit weniger strengen Schutzmaßnahmen - beispielsweise in Einzelhandel, Freizeitangeboten oder Gastronomie - keineswegs vorgeschrieben sind.«

Der Bund fördert seit kurzem den Einbau fester Luftfilteranlagen in Klassenräumen für Kinder bis zwölf Jahre, weil für sie noch keine Impfung möglich ist. Auf dieses Programm hatten Regierungsvertreter mit Blick auf mögliche Investitionen in den Sommerferien hingewiesen. Mit Agenturen

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