Eisige Zeiten

Wolfgang Hübner über das derzeit anschwellende Kriegsgeschrei

Wenn man in diesen Tagen die Nachrichten verfolgt, kann einem angst und bange werden. Nicht wegen der Pandemie, sondern wegen der immer schärferen kriegerischen Tonlage zwischen den Großmächten. Gerade erst haben nach langer Zeit wieder einmal hochrangige Vertreter der USA und Russlands an einem Tisch gesessen, aber schon entsteht der Eindruck, das alles sei kaum mehr als Makulatur.

Denn nicht nur Russland demonstriert - auf eigenem Territorium - militärische Stärke. In diversen Medien wird Wladimir Putin als Inbegriff des Bösen dämonisiert. Aus den USA kommen abenteuerliche Vorwürfe zu angeblichen Anschlagsplänen Russlands, um einen Einmarsch in die Ukraine zu rechtfertigen. Die USA und die Nato müssen es ja wissen: Sie haben oft genug bewiesen, wie man mit dreisten Lügen vermeintliche Kriegsgründe schafft - siehe beispielsweise Irak, Kosovo und Libyen. Damit wird ein Konflikt verschärft, der das Zeug zu einer globalen Katastrophe hat. Wenn man einen Krieg herbeireden will, muss man es genau so machen.

Die EU ist dringend gefordert, sich aus der Sanktionsmaschinerie gegen Russland auszuklinken und zu vermitteln; nicht zuletzt in ganz eigenem Interesse. Wer, wenn nicht sie, kann eine Brücke zwischen den zunehmend verfeindeten Parteien in Ost und West schlagen? Genau das wäre eine eigenständige Position in der Weltpolitik, von der Politiker aus EU-Staaten immer wieder reden.

Beide Seiten müssen dringend militärisch und propagandistisch abrüsten - der Westen und Russland. Und nicht nur Russland. Eine chinesische Zeitung schrieb jüngst, das neue Jahr werde von der Konfrontation zwischen den beiden Machtblöcken geprägt sein. Gemeint war: Auch von der Konfrontation zwischen den USA und China. Diese Aussicht sollte der Welt eine Warnung sein. Ansonsten kommen eisige Zeiten auf uns zu.

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