Als Dieter Janecek noch Oppositionspolitiker war, hat er die Bundesregierung gefragt, ob eine Geschwindigkeitsreduktion bei der Schifffahrt helfen würde, den Ausstoß von CO2 zu verringern. Das habe tatsächlich Potenzial, die Klimawirkung kurzfristig zu reduzieren, lautete die Antwort. Doch diese Option werde lediglich geprüft. Für den Grünen-Politiker war das nicht nachvollziehbar. Nun kann Janecek, gut drei Jahre später, selber daran mitwirken, dass die maritime Wirtschaft umweltfreundlicher wird. Aus Kreisen des von seinem Parteikollegen Robert Habeck[1] geführten Wirtschaftsministeriums hieß es am Donnerstag, dass der Bayer neuer Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus werden soll.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion würde auf Claudia Müller folgen. Sie ist seit Jahresbeginn Parlamentarische Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, das von Cem Özdemir geleitet wird.
Janecek war lange Sprecher des Realo-Flügels bei den Grünen[2] und hat für eine Industriestrategie seiner Partei geworben. Diese sollte aber »nachhaltiger und sozialverträglicher« sein als bisher. In seinem neuen Job wird der 46-Jährige Ansprechpartner für die maritime Wirtschaft sein. Diese wird vor allem gute Bedingungen vonseiten der Bundesregierung fordern, um etwa beim Schiffbau gegen Konkurrenten aus Südkorea und China bestehen zu können.
Dabei geht es auch um militärische Zwecke. Einer von Janeceks Vorgängern, der CDU-Politiker Norbert Brackmann[3], war an Gesprächen zur Gemeinschaftsunternehmung von Lürssen und German Naval Yards Kiel zur Stärkung des nationalen Marineschiffbaus beteiligt. Deutsche Marineschiffe werden auch in Krisenregionen des Nahen Ostens und nach Nordafrika exportiert. Vertreter der Branche werden gegenüber Janecek darauf drängen, dass das künftig mit grünem Siegel möglich ist.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170095.gruene-industriepolitik-halbe-kraft-voraus.html