Chinas Außenpolitik setzt einen Schritt vor den anderen, um trotz des verbissen geführten Kriegs zwischen den russischen Invasoren und der Ukraine einer politischen Lösung des Konflikts Türen zu öffnen. Für die Öffentlichkeit zeigte sich die zunehmende Intensität dieser Bemühungen im vom Westen kühl aufgenommenen Zwölf-Punkte-Plan vom Februar und schließlich im April mit dem symbolisch wichtigen Telefonat von Chinas Staatschef Xi Jinping mit dem der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Zwischendurch hatte Brasiliens Präsident Lula in Peking Chancen für einen internationalen »Friedensklub« ausgelotet[1]. Die ostasiatische Supermacht verfolgt allerdings eine eigene Agenda: In der Ukraine will man nach dem Krieg wieder Geschäfte machen, mit der EU weiterhin[2], ein langsames Ausbluten des strategischen Verbündeten Russland wäre auch für die Volksrepublik als Rivalin der Vereinigten Staaten fatal.
Mit Li Hui reiste nun ein Topdiplomat und Kenner der Region nach Kiew. Chinas früherer Vizeaußenminister und langjähriger Botschafter in Moskau hat beim Kreml einen Stein im Brett. Gerade dadurch bietet Peking den verfeindeten Seiten einen indirekten Gesprächskanal.