- Politik
- Zum Tod von Winfried Wolf
Sozialistischer Verkehrsexperte Winfried Wolf tot
Winfried Wolf war seit langem parteilos, brachte sich aber bis zuletzt in die Debatte um eine linke Verkehrswende ein.
Winfried Wolf, Autor, Aktivist, Journalist und früherer PDS-Bundestagsabgeordneter, ist tot. Er starb am 22. Mai in Berlin infolge einer offenbar bereits länger währenden Erkrankung, wie »nd« aus dem persönlichen Umfeld von Wolf erfuhr.
In Sachen Verkehrspolitik kam niemand in der Partei Die Linke und in der gesellschaftlichen Linken an Winfried Wolf vorbei. Zuletzt war er etliche Jahre Sprecher des Bündnisses Bahn für alle und der Initiative Bürgerbahn statt Börsenbahn. Und er unterstützte Initiativen von Klimaschützern.
Über seinen Tod informierten am Dienstag unter anderem Weggefährten aus dem Bürgerbahn-Netzwerk und der Redaktion der Zeitschrift »Lunapark21«, deren Chefredakteur Wolf war. In der Mitteilung der Gruppe heißt es, Wolf habe bereits in den 1980er Jahren wichtige theoretische Grundlagen für die heutige Debatte um eine grundlegende Verkehrswende und »wichtige Impulse für die Diskussion zur Überwindung der Autogesellschaft« geliefert.
In den 1990er Jahren kämpfte Winfried Wolf, Jahrgang 1949, gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn, von 1994 bis 2002 auch als wortgewaltiger verkehrspolitischer Sprecher der PDS-Bundestagsfraktion. Aus der PDS trat er bereits 2004 aus – mit der Begründung, sie sei keine sozialistische Partei mehr und trage in den Landesregierungen von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern eine neoliberale Politik mit; zudem lehne sie Bundeswehreinsätze im Ausland nicht mehr grundsätzlich ab. Im Umfeld der Nachfolgepartei Die Linke engagierte er sich jedoch bis zuletzt insbesondere auf dem Gebiet der Klima- und Verkehrspolitik. Noch auf dem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen Linken Ende April in Dortmund brachte er sich intensiv in die Debatte um deren verkehrspolitisches Konzept ein.
Während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 gründete Wolf die quartalsweise erscheinende »Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie«, »Lunapark21«, mit. Ihr Zielpublikum waren und sind vorrangig außerparlamentarische linke Bewegungen. Auch das antimilitaristische Engagement war eine Konstante in Wolfs Arbeit. So gab er die »Zeitung gegen den Krieg« heraus, die seit vielen Jahren in unregelmäßigen Abständen als Beilage anderer linker Zeitungen erscheint.
In der Mitteilung seiner Weggefährt*innen heißt es: »Winfried war für die meisten von uns schon in seinen und unseren jungen Jahren ein Linker, für den Theorie und Praxis nicht auseinanderfielen, der mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner rhetorischen Begabung Grenzen überschreitende Zusammenarbeit und Zusammenhänge stiften konnte. Wir verlieren einen unermüdlichen Organisator, Ideengeber, Vernetzer, Analytiker, mobilisierenden Redner und einen sensiblen und vor allem wunderbaren Freund.«
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