100 Tage im Amt soll man dem neuen Regierungspersonal ja lassen. Bis Anfang August läuft deshalb auch für Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) die Schonfrist. Doch schon jetzt hat man das Gefühl, dass das Minenfeld Berliner Straßenland bei ihr falsch aufgehoben ist.
Im Sofortprogramm wird nun die Nebelkerze Countdown-Ampel[1] gezündet. Hat man alles schon einmal probiert, bringt nicht viel, frisst unnötiges Geld und Ressourcen. Es gibt andere, drängendere Probleme, derer sich die Verkehrssenatorin sofort annehmen sollte: beispielsweise des Dauer-Staus für die Tram in der Köpenicker Bahnhofstraße.
Die Bahnhofstraße ist ein gutes Beispiel für die Konsequenz angeblich nicht ideologischer Verkehrspolitik, die nicht die eine Fortbewegungsart gegen die andere ausspielen will. Denn wer sich nicht für den Vorrang von Öffis, Rad und Fußverkehr entscheidet, der schlägt sich auf die Seite des Status quo, und das bedeutet: Freie Fahrt für die motorisierte Blechschlüssel. Klar, auch Schreiner kündigt ab und zu mal an, dass der Autoverkehr reduziert werden muss. Bei nächster Gelegenheit werden dann aber wieder Radstreifen zugunsten des Autos infrage gestellt.
Schreiners Kommunikationswirrwarr treibt dann auch für sie ungünstige Blüten. Während am Sonntag »nd« berichtete[2], dass die Sanierung des U-Bahn-Tunnels am Alexanderplatz doch nicht wie geplant läuft und die Schäden sich sogar ausgeweitet haben, lief gleichzeitig eine Agenturmeldung ein, in der Schreiner bekannte: »Der U-Bahnbau hat eine hohe Priorität für uns.«
Dass es vielleicht Priorität haben sollte, dass auf den bestehenden Gleisen wieder beziehungsweise noch U-Bahnen fahren, wagt man sich gar nicht mehr zu wünschen. Für das Trauerspiel am Alex braucht es eine engagierte Verkehrssenatorin als Krisenmanagerin.
Denn so, wie es jetzt aussieht, wird im August, wenn Schreiner die ersten 100 Tage im Amt ist, den Berlinern die unfrohe Botschaft überbracht, dass sie noch länger auf die U2 verzichten[3] werden müssen.