Hätte man darauf wetten können, wären die Quoten verdammt niedrig gewesen. Nein, dass sich der Berliner Abgeordnete Alexander King von der Linkspartei ab- und dem neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zuwenden würde, ist keine Überraschung.
Immer wieder hatte King für Positionen Wagenknechts geworben. Noch im Juli[1] ließ sich die Politikerin bei der symbolischen Neueröffnung seines Marienfelder Wahlkreisbüros persönlich blicken, unter anderen mit der ebenfalls aus der Linksfraktion im Bundestag ausscheidenden Amira Mohamed Ali.
Schon seit Monaten teilt King die Umfrageergebnisse des Insa-Instituts. Der Erhebung vom Sonntag zufolge käme eine Wagenknecht-Partei auf satte 17 Prozent. Der Wert schwankt, doch nicht wenige Menschen scheinen sich Gutes von dem neuen Angebot zu versprechen.
Doch was für den Bund gelten mag, trifft für die Hauptstadt nur bedingt zu. Hier scheinen viele den Abgang des Wagenknecht-Blocks als Befreiung zu empfinden[2]: Insgesamt 64 neue Mitglieder verzeichnet die Landespartei laut eigenen Angaben, dem gegenüber stehen 29 Austritte. Wirklich prominente Abgänge lassen derweil auf sich warten. Abgeordneten wie Klaus Lederer, Elif Eralp, Niklas Schenker und anderen steht weniges ferner als der Wechsel in Wagenknechts Bündnis.
In der Berliner Lokalpolitik präsentieren sich die Linken weitestgehend auf einer Linie und auch das Ergebnis bei der Wiederholungswahl fiel nicht so schlimm aus, wie eigentlich befürchtet werden musste. Nach mehrfachen Regierungsbeteiligungen wissen die Menschen in der Hauptstadt, wofür die Partei steht und was sie hat erreichen können.
Viel ist dieser Tage die Rede von einem Neuanfang für die Linkspartei im Bund, von der Chance auf bessere Zeiten. Dahinter mögen Wunschdenken und Zweckoptimismus stecken. Doch der Neubeginn kann gelingen[3] – vor allem dann, wenn man sich ein wenig von der Arbeitsweise der Hauptstadt-Linken inspirieren lässt.