Mit Geert Wilders[1] in gemeinsamer Verantwortung? Niemals, sagt Mark Rutte. Im Unterschied zu seiner noch unentschiedenen Partei wird der scheidende niederländische Premier den rechtspopulistischen Wahlsieger weder tolerieren noch sich mit ihm gemein machen. Was macht Rutte aber dann? Weder will er in einem Aufsichtsrat versauern noch »Reden über meine Zeit als Ministerpräsident halten«. Zieht der 56-jährige Junggeselle sich ins Private zurück und frönt seiner Klavierleidenschaft? Unwahrscheinlich. Mit 13 Jahren ist Rutte der am längsten agierende Premier in der niederländischen Geschichte. Er ist auf internationalem Parket erfahren, reiste erst kürzlich nach Nahost, um bei den Gaza-Kontrahenten die Einhaltung humanitärer Regeln anzumahnen. Rutte kennt sich aus im EU-Geflecht und machte auch in der Nato eine seriöse Figur.
Nato? Wird da nicht der Posten des Generalsekretärs frei? Jens Stoltenberg wollte das Amt schon vor Monaten übergeben[2], doch mitten im Ukraine-Krieg ging die Allianz kein Risiko ein. Im Oktober 2024 aber wird der Norweger seinen Posten, den Rutte vor einer Woche im Radio »sehr interessant« nannte, räumen. Rutte meint, »etwas beitragen zu können«.
Viele Verbündete sähen gern eine Frau an der Spitze der Militärallianz. Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wurde bereits gehandelt, so wie Estlands Regierungschefin Kaja Kallas. Nun sind die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová und Kanadas Vize-Ministerpräsidentin Chrystia Freeland im Gespräch.
Fragt sich, ob eine der möglichen Kandidatinnen über so gute Beziehungen nach Washington verfügt wie Rutte. Der, so hört man, habe einen guten Draht sowohl zum amtierenden US-Präsidenten Joe Biden als auch zu Donald Trump, der bei den 2024er Wahlen erneut ins Weiße Haus einziehen könnte. Auch dass Rutte mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj »gut kann«, spricht für den Protestanten aus Den Haag.