Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall ist in eine Niederlage gemündet. Die Gewerkschaft gab bekannt, dass sie den Arbeitskampf beim Recyclingunternehmen SRW Metalfloat im sächsischen Espenhain[1] einstellt. Er war nach immerhin 180 Tagen am 6. Mai bereits ausgesetzt worden. Das Unternehmen, das sich Verhandlungen zuvor konsequent verweigert hatte, reagierte darauf mit der Aussperrung der bisherigen Streikteilnehmer[2] bis Ende des Monats. Nun wurde der Streik per Urabstimmung gänzlich für beendet erklärt – eine herbe Schlappe für die IG Metall. Deren Leipziger Bevollmächtigter Steffen Reißig erklärte, das in chinesischem Eigentum befindliche Unternehmen habe aus einer »alltäglichen Tarifverhandlung mit einer recht bescheidenen Forderung« einen »Kulturkampf« gemacht. Wenn sich ein Arbeitgeber »so unnachgiebig« gegen Gewerkschaften und Mitbestimmung stelle, sei »kein Weg für eine verantwortungsvolle, sozialpartnerschaftliche Lösung offen«.
Hauptziel des Arbeitskampfes in Espenhain, an dem sich zuletzt etwa die Hälfte der 180 Mitarbeiter beteiligt hatte, war deren anständige Entlohnung[3]. Sie erhalten für körperlich harte Arbeit in drei Schichten wenig mehr als den Mindestlohn und 600 Euro weniger als den Branchentariflohn. Das Unternehmen hatte eine Lohnerhöhung von 200 Euro angeboten. Gefordert wurde auch eine Verkürzung der Arbeitszeit. Die neuen Konditionen sollten in einem Tarifvertrag festgehalten werden. Gegen diese Forderung sperrte sich das Unternehmen kategorisch und sprach von einer »ideologischen Frage« für die IG Metall, weil Tarifverträge deren »Existenzberechtigung« begründeten.
SRW Metalfloat war einst Teil des baden-württembergischen Familienunternehmens Scholz Recycling. Dieses wurde 2016 an den zuvor härtesten Rivalen Chiho verkauft, einen chinesischen Konzern, der nach eigenen Angaben das weltweit größte börsennotierte Unternehmen der Recyclingbranche ist. Nach der kürzlichen Eskalation des Arbeitskampfes hatte SPD-Landeschef Henning Homann gewarnt, das Vorgehen der Geschäftsführung sei »ein alarmierendes Beispiel dafür, wie chinesische Unternehmen hier agieren«.
Der Linke-Politiker Sören Pellmann drückte den Beschäftigten nach Ende des Streits seinen »ganzen Respekt« aus. Der Gruppenvorsitzende der Partei im Bundestag hatte bereits kürzlich die Weigerung der Firma zum Abschluss eines Tarifvertrags als Beleg dafür gedeutet, dass die Geschäftsführung »den Osten für ein rechtloses Niedriglohnland hält, in dem man nach Gutsherrenart schalten und walten kann«.