Es handelt sich nicht um einen hohlen Spruch, wenn die Handball[1]-Bundesliga als stärkste Liga der Welt bezeichnet wird. Als erneuten Beweis für diese Aussage kann das Final4 in der European League an diesem Wochenende in Hamburg herangezogen werden. Vom zwei Wochen später anstehenden Halbfinale in der Champions League, für das sich mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel zwei deutsche Vereine qualifizieren konnten, soll hier noch gar nicht die Rede sein. Zunächst stehen die entscheidenden Partien im zweitwichtigsten Europapokal an, der bis 2020 als EHF-Cup firmierte. Hier werden – neben Dinamo Bukarest – mit den Rhein-Neckar-Löwen, der SG Flensburg-Handewitt und den Füchsen Berlin[2] sogar gleich drei deutsche Mannschaften auf der Platte stehen.
Die Berliner werden beim Finalturnier nicht nur Teilnehmer, sondern auch Titelverteidiger dieses Wettbewerbs sein. Sie gewannen den Pokal nach 2015 und 2018 im vorigen Jahr zum dritten Mal. Ein Selbstläufer wird es deswegen diesmal aber keineswegs. Schließlich konnten sich die Hauptstädter erst in den vergangenen Tagen so richtig auf diese Aufgabe konzentrieren. Vorher stand noch eine wichtige Aufgabe in der Bundesliga an: Auch wenn der Kampf um die deutsche Meisterschaft gegen den SC Magdeburg[3] so gut wie verloren ist, galt es am vergangenen Wochenende mit dem 28:25-Sieg bei Hannover-Burgdorf, sich endgültig für die Champions League[4] zu qualifizierten. Bei aller Liebe zur European League sehnten sich die Berliner doch sehr danach, nach zwölf Jahren endlich mal wieder in der Königsklasse anzutreten.
Folglich ging es bei den Füchsen dieser Tage etwas wilder zu. »Durch den Sieg in Hannover können wir vom zweiten Tabellenplatz nicht mehr verdrängt werden, und die Champions League ist nun natürlich ein riesiges Thema bei uns. Es herrscht eine riesige Freude im gesamten Verein«, sagte Berlins Trainer Jaron Siewert[5] mit Blick auf das kommende Wochenende fast schon entschuldigend, um dann doch noch anzufügen: »Wir haben uns in den vergangenen Tagen gut auf Hamburg vorbereitet, denn der Pokal soll in Berlin bleiben«, wie Siewert unterstrich. Da dürften an diesem Sonnabend die Rhein-Neckar-Löwen im Halbfinale jedoch etwas dagegen haben.
Der sonst eher zurückhaltende Füchse-Trainer kam mit Blick auf Hamburg richtig ins Schwärmen: »Wir nehmen sehr viel Rückenwind und viele positive Emotionen aus dem vergangenen Wochenende mit. Wir sind Titelverteidiger und haben im Europapokal extrem viel in die Saison investiert. Gerade nach dem letzten Sieg in Nantes war uns klar, dass wir auch für die Spieler, die uns verlassen – angeführt von Hans Lindberg und Marko Kopljar – noch mal alles reinhauen werden, um sie mit einem Titel zu verabschieden.«
Andererseits hat sich der Gegner aus Mannheim in den Gruppenphasen wie Berlin nur zwei Niederlagen geleistet und zog ansonsten von Sieg zu Sieg. Flensburg-Handewitt[6] verlor dort zwar nur einmal. Die Männer von der Förde knickten dann aber im Viertelfinalrückspiel mit 28:29 gegen den schwedischen Vizemeister IK Sävehof ein. Zuvor hatten sie jedoch das Hinspiel klar gewonnen und qualifizierten sich sicher für das Final4.
Nur die überraschende 28:29-Bundesliganiederlage der Norddeutschen am Fuße der Wartburg gegen Eisenach bereitete ihrem dänischen Trainer Nicolej Krickau zuletzt einige Sorgen. Als Reaktion auf die unstete Saison holen die Flensburger als Ersatz für Co-Trainer Mark Bult ab dem Sommer ihren langjährigen Spieler Anders Eggert zurück.
Die Flensburger müssen in ihrem Halbfinale gegen Dinamo Bukarest antreten, die in der Vorrunde zweimal gegen die Berliner Füchse unterlegen waren. Die Rumänen geben sich dennoch recht zuversichtlich, wie von ihrem ungarischen Kreisläufer Miklós Rosta zu erfahren war: »Wir fahren nach Hamburg, um zu gewinnen. Ich sehe da reale Chancen für uns.« Es kann also spannend an der Alster werden, da sich alle Teams den Gewinn des Pokals zutrauen. Berlins Manager Bob Hanning wird dennoch hoffen, im eigenen Trophäenschrank die bereits vorhandenen Pokale zusammenrücken zu müssen, um Platz für den vierten zu machen.