Die Sonne brennt auf der Haut, wir sitzen für eine Abkühlung am See. Meine Freund*innen wollen direkt ins Wasser springen, aber ich zögere. »Ich komme gleich nach«, rufe ich. Denn ich muss vorher noch einen Tampon finden.
Also hüpfe ich über Menschengruppen und gehe gezielt Frauen durch. Nach mehreren Anläufen bin ich erfolgreich, eine Frau kann mir ihre Reserve opfern. Erleichtert drücke ich im Gebüsch das Stück Stoff in mich hinein und geselle mich zu meinen Leuten ins Wasser. »Was hast du gemacht?«, will ein Freund wissen. »Ich hab’ nach Tampons gesucht.« Oh, erwidert er, er hätte auch eines dabei gehabt. »Warum?«, frage ich, denn er als cis Mann braucht doch keine. »Weil immer jemand eines gebrauchen kann«, gibt er nüchtern zurück.
Die Solidarität der Menschen in Bezug auf Periodenprodukte ist ehrenwert. Umso erbärmlicher ist es, dass der Staat diese nicht aufbringen kann[1]. Anders aber in Schottland: Seit August 2022 müssen Schott*innen in städtischen und Bildungseinrichtungen nicht mehr für Menstruationsprodukte zahlen. Dafür brachte Schottland das Gesetz »Period Products Act« zustande. Die Regierung erklärt, dass »der Zugang zu Periodenprodukten von grundlegender Bedeutung für Gleichberechtigung und Würde« sei. Warum schafft Deutschland das nicht auch?
Denn die Menstruation ist ein natürlicher Vorgang, wie der tägliche Harn- und Stuhlgang. Keine Schule oder Firma käme auf die Idee, kein Klopapier zur Verfügung zu stellen – Warum sollte es mit Periodenprodukten anders sein? Der Staat täte gut, sich diesbezüglich ein Vorbild am Ausland zu nehmen: für kostenfreie, öffentliche Toiletten[2] und Periodenprodukte für alle.