Kritische Stimmen waren zu lesen bezüglich der Entscheidung der Borussia Dortmund[1] GmbH & Co. KGaA, eine Geschäftsbeziehung mit der Rheinmetall AG einzugehen. Dabei ist es doch die ureigenste Aufgabe der Dortmunder Kommanditgesellschaft auf Aktien, ihren Aktionären einen positiven Geschäftsbericht zu präsentieren. Und wenn Rheinmetall gewillt ist, gutes Geld zu bezahlen, um »Champion Partner« des BVB zu werden, dann wäre es geradezu fahrlässig, darauf zu verzichten. Da Rheinmetall eine deutsche Firma ist, ist auch Wirtschaftsminister, Standortpatriot und Markentraditionalist Robert Habeck hellauf begeistert. Für Habeck »spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider«. Zu diesem Stück weit Realität gehört es, dass das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr über den Umweg des Rüstungskonzerns letztlich den deutschen Klub-Fußball fördert und ihn wieder konkurrenzfähig macht gegenüber den finanzstarken Vereinen aus dem europäischen Ausland.
Aus Sicht des deutschen Fußballs ist der Deal also perfekt gelaufen. Ob sich auch für Rheinmetall der erhoffte Imagegewinn einstellt, bleibt abzuwarten. Natürlich könnte es passieren, dass Dortmund die Champions League im Finale gegen Real Madrid gewinnt. In diesem Fall werden die Scheichs aus Saudi-Arabien Rheinmetall die Tür einrennen. Nichts ist cooler als Waffen vom Champion Partner des Champions-League-Siegers …
Aber es gibt auch Tücken für Rheinmetall[2], denn Geld schießt bekanntlich keine Tore und Flugzeugbordkanonen tun es auch nicht. Was passiert, wenn die Borussia verliert, am Ende der nächsten Saison unerwartet in die zweite Bundesliga absteigt und Mats Hummels seine Lebenspartnerschaft mit BVB-Trainer Edin Terzić bekannt gibt? Dann könnte Rheinmetall schnell ein Imageproblem in Saudi-Arabien bekommen, erst recht, wenn der Rüstungskonzern KNDS plötzlich das wiedererstarkte Schalke 04 sponsert.
Aber egal, wie die Sache für Rheinmetall ausgeht, Borussia Dortmund hat mit der Einwilligung zum Rüstungssponsoring schon jetzt etwas Gutes getan. Um es mit den Worten des scheidenden BVB-Geschäftsführers Adi Watzke zu sagen: »Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen. Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs.«
Diese Öffnung von Diskursen ist doch die eigentliche Aufgabe des deutschen Fußballs. Jedes Wochenende treffen sich Abertausende in den Stadien, um sich bei einer Stadionwurst und gepflegten acht Bieren sehr intensiv mit dem Schutz der Eckpfeiler unserer Demokratie zu beschäftigen und der Verteidigung der Freiheit in Europa laut zuzujubeln. Das ist die neue Realität in der Bundesliga.