Nur mit größter Mühe konnte der Logistikriese Amazon an seinem britischen Standort in Coventry einen historischen Sieg der Gewerkschaft GMB vereiteln. Bei einer Abstimmung über die offizielle Anerkennung der Gewerkschaft[1] als Verhandlungspartnerin im Betrieb fehlten den organisierten Arbeiter*innen am Ende 29 Stimmen – bei einer Belegschaft von etwa 3000 Beschäftigten. Dafür hat der Konzern weder Kosten noch Mühen gescheut und griff tief in die Trickkiste der gewerkschaftsfeindlichen Strategien: Arbeiter*innen berichten von verpflichtenden Seminaren, die Stimmung gegen die Beschäftigtenvertretung machten; von Druck, ihre GMB-Mitgliedschaft zu kündigen; von kurzfristigen Neueinstellungen, um die Abstimmung zu manipulieren; bis hin zu verdeckten und offenen Drohungen gegenüber Gewerkschaftsaktiven im Betrieb, sie könnten ihren Job verlieren.
Vor dem Hintergrund hat es am Ende für die Gewerkschaft zwar knapp nicht gereicht. Doch in Anbetracht der Repression seitens des Milliardenkonzerns haben die Gewerkschafter*innen Beispielloses geleistet[2]: Mit einer energischen und kämpferischen Kampagne bauten sie eine aktive und vielfältige Basis im Betrieb auf[3]. Sie bereiteten so den Boden für eine langfristige Auseinandersetzung. Und bei ihrem Marathon können sie sich der über Jahre hinweg gewachsenen internationalen Solidarität sicher sein. Denn nicht nur in Großbritannien, auch in Indien, Polen, den USA und Deutschland kämpfen Beschäftigte bei Amazon für ihr Recht auf gewerkschaftliche Organisierung.