Nein, meine Söhne geb ich nicht, sang einst Reinhard Mey. Mal abgesehen davon, dass sich viele deutsche Songschreiber und Ex-Punks[1] heute für solche Bekenntnisse schämen: Inzwischen müssen sich Mütter und Väter auch vor ihre Töchter stellen. Denn der Staat greift nach jungen Menschen jeden Geschlechts[2], um »kriegstüchtig« zu werden[3]. Wie einst in den Weltkriegen sollen gerade erwachsen Gewordene auf ihresgleichen schießen. Zwar lassen sich viele Waffensysteme aus sicherer Entfernung per Joystick bedienen. In jedem Fall liegt, was sie da tun sollen, nicht in ihrem Interesse.
Ja, es ist schlimm, dass schon 17-Jährige angebaggert[4] werden. Vor allem, weil ihnen suggeriert wird, die ehrenvollste Aufgabe zu übernehmen. Und weil die Karriere bei der Truppe in Videoclips und Flyern als eine Art Abenteuertrip mit Fitnessparcours dargestellt wird. Schlimmer aber ist, dass das Soldatische in der einst aus Gründen in Ost und West sehr militärskeptischen Gesellschaft von immer mehr Menschen als notwendig und großartig angesehen wird. Die Ex-Kriegsdienstverweigerer, die heute die Truppe feiern, haben eine wesentliche Aktie daran. Auch ihretwegen dürfte der Staat es künftig leichter haben, Leute »einzufangen«. Und Eltern wird es schwerer fallen, ihren Kindern klarzumachen, dass Töten und Sterben für einen vom Kapital gelenkten Staat nie sinnvoll ist; dass es nicht um »unsere Freiheit«, sondern um wirtschaftliche Interessen und Einflusssphären geht. Wenn wir sie davon nicht überzeugen können, ist es letztlich egal, ob sie volljährig sind oder nicht.