nd-aktuell.de / 01.08.2024 / Politik / Seite 1

Wale kriegen wieder auf die Ohren

Marine nimmt Sprengungen mit Minen in der Ostsee wieder auf

Matthias Monroy
Ein toter Schweinswal treibt vor Neustadt in Holstein im Meer. Insgesamt 19 verendete Tiere waren nach Sprengungen im Rahmen eines Nato-Manövers 2019 in der Ostsee gefunden worden.
Ein toter Schweinswal treibt vor Neustadt in Holstein im Meer. Insgesamt 19 verendete Tiere waren nach Sprengungen im Rahmen eines Nato-Manövers 2019 in der Ostsee gefunden worden.

Die Marine will ihre ausgemusterte Fregatte »Karlsruhe« im Sperrgebiet Schönhagen in der Ostsee mit Minen angreifen, um die Verwundbarkeit ihrer Schiffe zu testen. Ein entsprechender Antrag wurde beim Umweltministerium gestellt, wie der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag am Montag berichtete. Diese Tests der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe, Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung sollen Erkenntnisse über die Reaktion der Schiffsstruktur auf Detonationen liefern. Mit sogenannten Crashtest-Dummies sollen Verletzungen der Besatzung simuliert und analysiert werden. Die Sprengungen sind zwischen 21. Oktober und 4. November anvisiert. Dabei soll die Fregatte auch mit Handwaffen beschossen werden.

Aufgrund von Kritik an den Auswirkungen der Tests auf seltene Schweinswale[1] will die Bundeswehr zusammen mit Umweltverbänden neue Sicherheitsmaßnahmen entwickelt haben. Dazu gehört die »Vergrämung« der Tiere und der Einsatz eines doppelten »Blasenschleiers«, der den Explosionslärm reduziert, um das empfindliche Gehör der Schweinswale zu schützen.

Das Umweltministerium Schleswig-Holsteins prüft den Antrag und zeigt sich gegenüber dem NDR positiv über die Abstimmung der Bundeswehr mit Naturschutzverbänden. Minister Tobias Goldschmidt (Grüne) betonte gegenüber dem Sender die Notwendigkeit für eine »wehrhafte und gut ausgebildete Bundeswehr«. Die Anzahl der Sprengungen soll jedoch begrenzt sein. Die endgültige Genehmigung könnte noch dauern, da auch eine artenschutzrechtliche Ausnahmeprüfung erforderlich ist und das Bundesamt für Naturschutz beteiligt ist, so der Minister. Der Ort der Sprengversuche betrifft auch die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ).

Frühere Tests wurden aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf Schweinswale ausgesetzt. 2018 musste die Prüfung eines ähnlichen Antrags vertagt werden. 2019 verzichtete die Bundeswehr komplett auf Tests, nachdem am Rande von Nato-Sprengungen im Fehmarnbelt 19 Schweinswale getötet worden waren.

Der Landesverband des Naturschutzbundes Nabu steht den Sprengungen in der Ostsee grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Eine Sprecherin zeigte sich laut dem NDR »zufrieden, dass man bei den Tests und Planungen der neuen Sicherheitsmaßnahmen für die Schweinswale seitens der Bundeswehr beteiligt wurde«. Besser sei es aber, nicht dort zu sprengen, wo die Tiere leben.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1088829.suche-nach-der-nadel-im-heuhaufen.html