Die Ereignisse in Bangladesch überschlagen sich: Premierministerin Scheich Hasina abgetreten[1], ihr Amtssitz gestürmt, der erst im Juni zum Armeechef ernannte General Waker-Uz-Zaman bereitet den Neustart vor. Der überraschend schnelle Sturz der Regierung ist nicht nur ein Sieg der Studierendenbewegung[2], die dieses Ziel ausgegeben und Hasinas »Dialogangebote« wegen der Polizeigewalt ausgeschlagen hatte. Sondern auch die Quittung für einen seit Jahren beklagten, zunehmend autoritären Kurs der Mächtigen in Dhaka[3].
Hasina und ihre Getreuen an der Spitze der linksliberalen Awami-Liga haben sich weit von einstigen Idealen entfernt[4]. Das 175-Millionen-Einwohner-Land steht am Scheideweg. Gelingt es nicht, die Gewalt mit Hunderten Toten zu beenden, droht ein Absturz ins Chaos. Vor allem auf die Einbindung der Zivilgesellschaft[5] für einen Neubeginn kommt es an. Denn ähnlich diskreditiert[6] wie Hasina und ihr Team ist die etablierte rechtskonservative Opposition. Auch ein neues Militärregime wie von 1982 bis 1990 will niemand.