Vor der Landtagswahl am 1. September in Thüringen liegt die dort vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD in Umfragen bei 30 Prozent. Im Falle einer Machtübernahme wäre Jens-Christian Wagner seinen Job los, so hat es die Partei bereits angekündigt: Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora kämpft seit Jahren mit einer klaren Haltung gegen die Rechtsextremen. Wagner besorgt besonders, dass die AfD das Leid der NS-Opfer aus dem öffentlichen Gedächtnis verdrängen könnte.
Vergangene Woche startete Wagner eine ungewöhnliche[1] Post-Wurf-Kampagne in Thüringen. Mit 350.000 Briefen an Haushalte von Menschen über 65 Jahren warnt der selbst 66-Jährige vor einem Wahlerfolg der AfD. Die Aktion finanziert die Organisation Campact mithilfe von Spenden.
In seinen Schreiben hebt Wagner hervor, dass Björn Höcke, AfD-Landesparteichef in Thüringen, eine »erinnerungspolitische Wende um 180 Grad« fordert. Höckes Parolen sieht er als Versuch, die NS-Sprache wieder salonfähig zu machen. Dagegen startete Wagner ebenfalls vergangene Woche ein Forschungsprojekt über Geschichtsrevisionismus[2], das rechtsextreme Lügen kontern will.
Wegen seiner Kämpfe gegen den Faschismus erhält Wagner seit Jahren Drohungen, die von ihm geleiteten Einrichtungen werden beschmiert, Gedenkbäume für die im Nationalsozialismus Ermordeten abgeholzt. Am Montag wurde eine Todesmarsch-Stele mit Wagners Konterfei beklebt[3]. Weiteres Ungemach droht nach dem 1. September, denn Thüringer Gedenkstätten werden zur Hälfte aus Landesmitteln finanziert. Die AfD könnte diese Förderung versiegen lassen.