Wenn es um die Familiengeschichte geht, dann macht der derzeit reichste Deutsche, Klaus-Michael Kühne[1], dicht. Der 87-Jährige hat offenbar eine von ihm selbst in Auftrag gegebene Studie zur Firmengeschichte seiner Logistikfirma Kühne + Nagel verschwinden lassen. Einzelheiten dazu hat jetzt die Zeitschrift »Vanity Fair« ans Licht gebracht. Demnach soll er zum 125-jährigen Jubiläum des Unternehmens 2015 eine Studie zur Unternehmensgeschichte beim Forschungsinstitut Handelsblatt Research Institute beauftragt haben. Bei der Präsentation passte ihm das Kapitel zur NS-Zeit nicht. Kühne habe auf Änderungen bestanden, andernfalls wollte er die Studie nicht veröffentlichen. So geschah es dann auch.
Dabei sind viele Details bereits bekannt. Das Familienunternehmen wurde von Kühnes Großvater August gegründet. 1910 stieg Adolf Maass[2] ins Geschäft ein, der 1933 aber von Kühnes Vater Alfred und seinem Onkel Werner aus der Firma gedrängt wurde – weil er Jude war. Maass erhielt keine Entschädigung für seine Anteile. Er wurde später verfolgt und starb in Auschwitz. Kühne + Nagel entwickelte sich dagegen zum »nationalsozialistischen Musterbetrieb«. Maßgeblich war die Firma an der Ausplünderung der europäischen Juden beteiligt und schaffte jüdisches Eigentum aus den besetzten westeuropäischen Gebieten ins Deutsche Reich.
Klaus-Michael Kühne stieg 1958 in die Firma ein und weiß genau, worauf sein Reichtum fußt. Dass auch eine größere Öffentlichkeit darüber Bescheid weiß, liegt an dem Mahnmal, das in der Nähe des Firmenstandortes in Bremen 2023 eingeweiht wurde. Es geht auf die Initiative des Taz-Redakteurs Henning Bleyl zurück, der das Schweigekartell um den mächtigen Konzern durchbrechen[3] wollte.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185408.ns-erbe-schmutzig-reich.html