Der Apothekerverband bespielt souverän die Klaviatur der Patientenängste: Pünktlich vor dem Apothekertag in München kommen Meldungen von Engpässen und bevorstehenden Engpässen[1], etwa bei Antibiotika, Blutdrucksenkern, Kochsalzlösungen, bei Fiebersäften noch nicht, aber vielleicht bald. Sicher gibt es wechselnde Engpässe und sicher machen sie den Apotheken mehr Arbeit, die vergütet werden muss.
Andererseits sehen die Pharmazeuten wohl keinen anderen Weg als das Schüren öffentlicher Ängste, um eine Reform zu verhindern. Der Entwurf hat zwar das Bundeskabinett noch nicht erreicht, aber die vorgesehenen »Apotheke light«, die ohne Apotheker für die Versorgung in der Fläche sorgen soll, ist der Branche ein Graus. Bereits vorhandene Versorgungslücken würden noch weiter aufreißen, weil die Fach-Assistenten nicht alles dürften, etwa bestimmte starke Schmerzmedikamente abgeben.
Auch wenn Apothekenlobbyisten gern mal überziehen, ist es nicht das Klügste, wenn sich Gesundheitsminister Lauterbach ausgerechnet mit dieser Berufsgruppe anlegt, die die Versorgung vor Ort sichert. Es wird nicht ausreichen, die Hersteller von hochpreisigen Arzneimitteln zu päppeln[2]. Das Anliegen, Pharmaproduktion zurück nach Europa zu holen, ist bisher keinen Schritt vorangekommen. Weiterhin werden billigste Produkte und Grundstoffe nur noch in China oder Indien hergestellt. Die fehlen dann, krisenhafte Zustände im Welthandel sind absehbar sicher. Insofern dürften den Apothekern die Argumente nicht ausgehen.