Wenn die jährliche Erkältungszeit ihren Lauf nimmt, gerät die Ständige Impfkommission (Stiko) verstärkt in Erinnerung. Die Empfehlungen des Ehrenamtler-Gremiums sind Leitfaden für den Pieks in der Arztpraxis. Pünktlich zur Grippesaison hat die Stiko nun einen neuen Vorsitzenden gewählt: Reinhard Berner.
Fachlich ist der 60-Jährige prädestiniert für den Posten. Nach dem Medizinstudium in Würzburg und Caen spezialisierte sich der gebürtige Badener einerseits als Kinderarzt, andererseits als Infektionsepidemiologe. Seit 2012 leitet Berner die Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden. Sein wissenschaftliches Interesse gilt Bakterieninfektionen einschließlich deren Diagnostik und der zunehmenden Antibiotikaresistenz.
Langjährig aktiv ist Berner auch in zahlreichen Fachgesellschaften. In die Politikberatung kam er wie viele seiner Kollegen in der Pandemie. So wurde er im Dezember 2021 in den Corona-Expertenrat der Bundesregierung berufen. Im Frühjahr dieses Jahres holte ihn Gesundheitsminister Karl Lauterbach in die Stiko, die sich in der Pandemie weigerte, leichtfertig Impfempfehlungen abzugeben, wie es Teile der Politik und der Pharmaindustrie wollten. [1]
Dass Berner die Stiko auf Linie bringen wird, ist indes unwahrscheinlich. Als im April 2021 mit der »Bundesnotbremse[2]« erneute Schulschließungen kamen, machte er sich zum Advokaten der Kleinen: »Das zeigt, wie wenig wichtig der Politik die Kindergesundheit und das Aufwachsen der Kinder in dieser Pandemie ist.« Auch prominenten Virologen gab er Kontra: Kinder würden zu Unrecht »mit dem fürchterlichen Wort Pandemietreiber gebrandmarkt«.