Mit seiner Maschinenpistole hat Fabian S. den Senegalesen Mouhamed Dramé am 8. August 2022 in Dortmund getötet. Deshalb muss sich der Polizeikommissar mit vier Kolleg*innen vor dem Landgericht verantworten. Nun tingelt der polizeiliche Täter durch Politik-Redaktionen deutscher Zeitungen und Sender und berichtet über seine Gefühle nach seinen Schüssen auf den jungen Geflüchteten. Das ist sein gutes Recht.
Auch dass sich Medien mehr für den Todesschützen interessieren, kaum aber für die Darstellung der Nebenklage und der Verteidigung des Toten, ist das Recht der verantwortlichen Redaktionen – obwohl zwei Brüder von Dramé am Prozess teilnehmen und Interviews geben könnten.
Eine Sendung von Spiegel TV von vor zwei Wochen geht über diese Einseitigkeit noch hinaus und rückt das Opfer in ein schlechtes Licht, indem dieses als »Messertäter« beschrieben wird. Das widerspricht allem, was bislang vor Gericht gesagt wurde[1], denn Dramé hockte bei dem Einsatz mit suizidalen Gedanken still an einer Mauer.
Der Fernsehbeitrag versteigt sich sogar zu despektierlichen Äußerungen über den Vater von Dramé, so als habe dieser eine Schuld daran dass sein Sohn nicht mehr lebt. Mit derart niederträchtigen Berichten tragen Formate wie Spiegel TV eine Mitverantwortung daran, dass Polizist*innen auffällig oft töten. Das von ihnen aufgeheizte Klima dürfte auch die deutliche Zunahme[2] der Zahl von Opfern des polizeilichen Schusswaffengebrauchs seit 2014 erklären.