Baku. Ein durchwachsenes Bild der Fortschritte in der Energie- und Klimapolitik weltweit zeichnet der am Mittwoch auf der UN-Konferenz in Baku veröffentlichte Klimaschutz-Index von Germanwatch und dem New Climate Institute. Demnach hat sich der Ausbau erneuerbarer Energien massiv beschleunigt, allerdings gebe es auch heftige Widerstände gegen eine Abkehr von fossilen Energien. Der Index bewertete 63 Staaten sowie die EU, die zusammen für mehr als 90 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich sind, nach den Kriterien Emissionen, Erneuerbare, Energieverbrauch und Klimapolitik. Beteiligt waren rund 450 Experten.
»Die Welt steht an einem Kipppunkt. Es ist nun die Aufgabe der nationalen Regierungen, alles zu tun, um die Treibhausgasemissionen zu senken«, mahnte Niklas Höhne vom New Climate bei der Vorstellung. Der Klimaschutz-Index zeige, in welchem Maße dies geschehe.
Wie seit Jahren blieben im Gesamtranking die ersten drei Plätze leer – um deutlich zu machen, dass die Anstrengungen aller Länder beim Klimaschutz noch zu gering sind. Den besten Platz belegt erneut Dänemark mit einem »Gut« in der Gesamtwertung und »Sehr gut« bei erneuerbaren Energien. Es folgen die Niederlande, Großbritannien und die Philippinen. Bei den Erneuerbaren wurden mit Norwegen und Schweden zwei weitere skandinavische Länder mit »Sehr gut« bewertet.
Deutschland verschlechterte sich leicht auf Platz 16 und wurde nur noch mit »Mittelmäßig« eingestuft, weil in den Sektoren Verkehr und Gebäude kaum Fortschritte erkennbar seien, wie es heißt. Kritisiert wurden zudem das Verwässern des Klimaschutzgesetzes durch die Ampel auf Druck der FDP sowie Haushaltskürzungen. Diese könnten »nationale und internationale klimapolitische Fortschritte massiv erschweren«, warnte Ko-Autorin Thea Uhlich von Germanwatch. Deutliche Fortschritte attestieren die Organisationen Deutschland beim Ausbau der Erneuerbaren sowie in gewissem Maße bei der Senkung der Emissionen insgesamt. Allerdings sei der Pro-Kopf-Ausstoß noch deutlich zu hoch.
Großbritannien konnte sich dank ehrgeiziger Bemühungen der neuen Labour-Regierung besonders stark verbessern: von Platz 20 auf Platz 6. Größte Absteiger waren die Schweiz, Finnland und Argentinien – vor allem wegen deutlich schlechterer Bewertungen ihrer Klimapolitik. Argentinien, dessen extrem rechtsgerichteter Präsident Javier Milei den menschengemachten Klimawandel ebenso wie der künftige US-Präsident Donald Trump leugnet, rutschte auf einen der Schlussplätze ab.
Die weltweit größten Emittenten China und USA werden beide mit »Sehr schlecht« bewertet. China rutschte auf Platz 55 ab und landete erstmals in der schlechtesten Kategorie. Hauptgrund sind neue Kohlekraftwerke und neue Gasförderprojekte. Die USA blieben auf Platz 57 – insbesondere wegen sehr hoher Emissionen sowie eines sehr hohen Pro-Kopf-Energieverbrauchs. Beiden Ländern werden positive Entwicklungen beim Ausbau der Erneuerbaren bescheinigt. Auch in China scheine zudem der Höhepunkt des Treibhausgasausstoßes nahezu erreicht zu sein, heißt es im Bericht. Schlusslichter der Gesamtskala sind große Ölförderländer, darunter Russland, Saudi-Arabien und Iran. AFP/nd