nd-aktuell.de / 20.11.2024 / Politik / Seite 1

Chronischer Mangel

Guatemala und El Salvador liegen mitten im Trockenkorridor von Zentralamerika

Isabell Nordhausen, INKOTA
In Guatemala leiden Millionen Kleinbauernfamilien, die für ihren Lebensunterhalt Getreide anbauen, immer wieder unter den Auswirkungen von Dürren.
In Guatemala leiden Millionen Kleinbauernfamilien, die für ihren Lebensunterhalt Getreide anbauen, immer wieder unter den Auswirkungen von Dürren.

Zentralamerika gehört zu den Regionen der Welt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Steigende Temperaturen, verheerende Dürren, Starkregen mit Überschwemmungen, Hagel und Hurrikane verursachen immer öfter schwere Ernteverluste. Das bedroht die Lebensgrundlage Tausender kleinbäuerlicher Familien. Besonders betroffen sind die Regionen im sogenannte Trockenkorridor, der sich vom Süden Mexikos bis nach Panama erstreckt und anfällig für Dürren ist. Wenn der Regen ausbleibt, vertrocknen die Ernten und es folgt der Hunger. In Guatemala leben 56 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze, davon 16 Prozent sogar in extremer Armut. Fast die Hälfte der Kinder ist chronisch mangelernährt, eine der höchsten Raten weltweit. Die Armut hat in den Jahren seit der Corona-Pandemie noch zugenommen, und die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander.

Ein großes Problem ist der Wassermangel. Wasser gilt als das kostbarste Gut der Welt – und es ist im Trockenkorridor Zentralamerikas oft besonders knapp. El Salvador mit seinem tropischen Klima könnte eigentlich genug Wasser haben. Im Schnitt fällt deutlich mehr Regen als in Deutschland. Er ist allerdings sehr ungleich übers Jahr verteilt. Manchmal regnet es Hunderte Millimeter an nur einem Tag, manchmal bleibt es selbst in der Regenzeit wochenlang trocken.

Die Extremwetterlagen nehmen durch die Erderhitzung zu. Die Kleinbauernfamilien müssen um ihre Ernten bangen. Zu den Klimaproblemen kommt noch ein weiteres hinzu: die ungleiche Verteilung von Macht und Ressourcen. Unternehmen bekommen vom Staat viel schneller einen Wasseranschluss als die Bewohner*innen unzähliger Dörfer und der Armenviertel der größeren Städte.

Internationale Konzerne verschärfen die Wassernot. In der Grenzregion zwischen Guatemala und El Salvador bedroht die Gold- und Silbermine Cerro Blanco die natürlichen Wasservorkommen der Region. Große Agrarfirmen verschlimmern die Situation, indem sie mit tiefen Brunnen ihre Megaplantagen bewässern und mit synthetischem Dünger das Wasser belasten, insbesondere für den Anbau von Exportgütern wie Zuckerrohr und Palmöl.

Zu leiden haben vor allem Kleinbauernfamilien, ihr Zugang zu Wasser für die regionale Landwirtschaft wird immer schlechter. Selbst die Versorgung mit Trinkwasser ist in vielen Gemeinden Zentralamerikas nicht sicher, besonders für Menschen, die arm sind.