Bangladesch erlebt eine der schwersten Dengue-Epidemien seiner Geschichte. Innerhalb von 24 Stunden wurden in dem südasiatischen Land am 3. Dezember 629 Menschen mit einer solchen Infektion in Kliniken gebracht, von denen sieben starben. Damit ist die Zahl der Dengue-Toten 2024 schon auf über 500 und die der Infektionen auf mehr als 93 680 gestiegen.
Das Dengue-Virus wird von der Mücke Aedes aegypti übertragen. Nach einer Inkubationszeit von bis zu zehn Tagen entwickeln sich hohes Fieber sowie schwere Glieder- und Knochenschmerzen, daher auch der Begriff Knochenbrecherfieber. Nur wenige Patienten leiden an schweren Verläufen, die lebensbedrohlich sein können.
Der Moskito braucht zur Eiablage warmes, stehendes Gewässer. Daher ist die Monsunzeit auch die Dengue-Saison. Die Infektion ist zwar behandelbar, aber nur Vorbeugung kann Epidemien stark eindämmen. Flächendeckendes Ausräuchern, stehendes Wasser in allen möglichen Behältern vermeiden, Pfützen beseitigen, Moskitonetze und Mückenabwehrsprays nutzen – an Ratschlägen mangelt es nicht[1]. Wohl aber an der konsequenten Umsetzung im äußerst dicht besiedelten Bangladesh.
Deshalb wies Mitte November das Oberste Gericht des Landes das Gesundheitsministerium sowie die Kommunalverwaltungen an, unverzüglich Maßnahmen zur Dengue-Bekämpfung einzuleiten und innerhalb von 30 Tagen einen Bericht vorzulegen. Zudem forderten die Richter einen Expertenausschuss, der eine langfristige Strategie gegen Dengue erarbeitet.
Allerdings gibt es einen neuen Treiber von Dengue und anderen übertragenen Viruserkrankungen: den Klimawandel. In Bangladesch hat sich die Monsunzeit von einstmals Juni bis August jetzt auf die Zeit von Juli bis in den Herbst ausgedehnt. Die Gesamtregenmenge hat sich nicht verändert. Es gibt auch weniger Regentage, aber an diesen ist der Niederschlag deutlich stärker als früher[2]. Dies bedeutet zugleich mehr stehendes Wasser.
Im März 2024 publizierten Forscher aus Bangladesh eine Studie im Wissenschaftsmagazin »The Lancet«, in der es heißt: »Die Kombination aus dem starken Anstieg der Zahl der Dengue-Fälle in Bangladesch im Jahr 2023 und den sich unbestreitbar verändernden Klimamustern verdeutlicht klar den komplexen Zusammenhang zwischen Umweltveränderungen und Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.« Zudem sei Dengue nicht mehr hauptsächlich ein Problem der Städte. Vielmehr gebe es den Trend, dass das Virus selbst in abgelegene ländliche Gebiete vordringt.
Ein Comeback erleben auch die ebenfalls von der Aedes-Mücke übertragenen Viruskrankheiten Chikungunya und Zika. In die staatlichen Krankenhäuser wurden in diesem Jahr bereits 67 Menschen mit Chikungunya und elf mit Zika eingeliefert. Private Krankenhäuser berichten laut Medien Hunderte weitere Fälle.
Das Dengue-Fieber ist auch weltweit auf dem Vormarsch[3]. Seit 2021 hat sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der weltweit gemeldeten Fälle jedes Jahr in etwa verdoppelt.
Als wirksames Gegenmittel hat sich die Freisetzung von Moskitos erwiesen, die mit Wolbachia infiziert[4] wurden. Das Bakterium verhindert die Übertragung der Viren auf Menschen. Von derzeit zwei Impfstoffen gegen Dengue ist noch keiner in Bangladesch zugelassen. Fehlanzeige auch bei einem Wolbachia-Programm. Im bitterarmen Bangladesch war dafür bisher kein Geld aufzubringen.