Erste Anzeichen der Wirtschaftskrise haben inzwischen auch Brandenburg erreicht. Bei der Herbsttagung der Wirtschaftsförderung in Potsdam sprach Christoph Skudelny vom Landkreis Barnim von einer »außerordentlich schwierigen Situation«, in der sich die Wirtschaft der Region gerade befinde. Ein Teil der Unternehmer resigniere, ein Teil warte ab, aber die übrigen spucken in die Hände.
Mit 6,1 Prozent ist die Arbeitslosenquote in Brandenburg vergleichsweise niedrig, doch »die Unternehmen fangen an, Stellen abzubauen«, sagte Dirk Tannhäuser, der sich um die Wirtschaftsförderung in der Kreisverwaltung Oberhavel kümmert. Noch gebe es offene Stellen, doch »wenn es weitergeht, haben wir ein Problem«. Max Krumbiegel mahnte, vor allem Kommunen mit Großbetrieben müssen derzeit mit sinkender Auslastung dieser Betriebe klarkommen. Mit Blick auf das Elektrostahlwerk bei ihm in Brandenburg an der Havel sprach Krumbiegel von möglichen »Massenentlassungen«[1]. Die Wirtschaftsförderung der Stadt könne dabei wenig bewirken. »Uns bleibt das Zuhören«, sagt er.
Für Schwedt sagte Philip Pozdorecz, dass seit 2022 eine komplizierte Lage bestehe. Die PCK-Raffinierie der Stadt ist vom Krieg in der Ukraine betroffen[2], weil seit Anfang 2023 ein Einfuhrverbot für russisches Erdöl besteht.
Die Rede war bei dem Treffen auch davon, dass die Unternehmer mit dem Kenntnisstand der Schulabgänger nach wie vor unzufrieden seien. Es gebe »eklatante Defizite«, vor allem bei denen mit einem mittleren Schulabschluss. Sein Vorwurf treffe da nicht jede Schule, aber »die Unternehmer erwarten mehr«, berichtete Wirtschaftsförderer Christoph Skudelny. In Gegenwart des neuen Wirtschaftsministers Daniel Keller (SPD) und seiner Staatssekretärin Friederike Haase forderte Skudelny, über die neue Wasserstoffstrategie nicht nur zu reden, sondern die Wege dorthin plausibel zu machen[3]. Zu dem von Minister Keller angekündigten Bürokratieabbau sagte Skudelny, es gebe Berichtspflichten, »deren Sinnhaftigkeit ich nicht erkennen kann«. Außerdem sagte er: »Uns fehlen Gewerbegebiete.«
Als einen Vorteil des Bundeslandes hatte der Wirtschaftsminister noch für Investoren aufnahmebereite Gewerbegebiete erwähnt. Doch nur wenige Landkreise wie Spree-Neiße bestätigten das. Heike Gensing erklärte für den Spree-Neiße-Kreis: »Wir haben noch Platz«. Flächen für grüne Energien stünden bereit und zwei Gewerbegebiete würden derzeit entwickelt.
Für andere wie André Wilke aus dem Havelland sieht »die Flächenverfügung im Land ganz anders aus«. Bei ihm im Landkreis sei »alles belegt, alles erschöpft«. Man mache sich derzeit an die Neuerschließung von 250 Hektar für Gewerbegebiete, doch: »Was sagt der Landschaftsschutz dazu?« Wiebke Nowack aus Oberspreewald-Lausitz ergänzte: »Wir haben auch keine Flächen mehr.«
Im Kreis Oberhavel sind laut Wirtschaftsförderer Tannhäuser ebenfalls kaum noch Flächen für Gewerbe frei. »Wir sind schon froh, wenn wir fünf Hektar finden.« In Potsdam-Mittelmark sind viele alte Industrieflächen vor Jahrzehnten in die sprichwörtlichen blühenden Landschaften verwandelt worden, teilte Claudia Sandberg mit. »Die Flächen sind weg. Das sind Biotope, wo man nichts mehr machen kann.« Die Befriedigung des trotz der Krise wachsenden Arbeitskräftebedarfs werde dadurch behindert, dass Flächen für den Wohnungsbau fehlen, »und zwar für Angestellte mit niedrigem Einkommen«.