nd-aktuell.de / 27.12.2024 / Politik / Seite 1

Mit Raketen gegen Kameras

Das israelische Militär hat erneut palästinensische Journalisten getötet

Das Auto, in dem sich die fünf getöteten Journalisten aufhielten, war deutlich als Pressefahrzeug zu erkennen.
Das Auto, in dem sich die fünf getöteten Journalisten aufhielten, war deutlich als Pressefahrzeug zu erkennen.

Gaza. Bei einem israelischen Angriff auf das Fahrzeug eines palästinensischen TV-Senders sind laut dessen Angaben fünf Mitarbeiter getötet worden. Der Kanal Al-Kuds Today ist mit der islamistischen Miliz Islamischer Dschihad verbunden. Dem Sender zufolge habe eine Rakete den Übertragungswagen am Donnerstag getroffen, als er in der Flüchtlingssiedlung Nuseirat im zentralen Gazastreifen parkte. Die Mitarbeiter seien getötet worden, »als sie ihre journalistische und humanitäre Pflicht« taten. Die israelische Armee erklärte, in der Nacht »einen Präzisionsschlag auf ein Fahrzeug mit einer Terrorzelle des Islamischen Dschihads« an Bord in der Gegend Nuseirat ausgeführt zu haben. Vor dem Angriff seien »zahlreiche Schritte« unternommen worden, um das Risiko zu vermindern, Zivilisten zu verletzten. 

Damit steigt die Zahl der 2024 getöteten Journalisten weiter an. Laut der Internationalen Journalisten Föderation (IFJ) wurden bis zum 10. Dezember in Gaza und im Libanon 66 Journalisten und Medienschaffende im Rahmen der Ausübung ihres Berufes getötet, das entspricht mehr als der Hälfte der weltweit 104 Tötungsfälle.

Indes sind die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln erneut ins Stocken geraten. Israel und die Hamas warfen sich gegenseitig vor, für die Blockade verantwortlich zu sein. Konkrete Angaben dazu, worin die neu aufgetretenen Hindernisse für ein Abkommen bestehen, machten beide Seiten nicht. Inmitten dieser Lage provozierte Israels rechtsextremer Polizeiminister Itama Ben-Gvir zum wiederholten Mal mit einem Gebet auf dem Tempelberg in Jerusalem. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Für Juden ist der Tempelberg mit der Klagemauer die heiligste Stätte, weil an dem Ort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße.  Agenturen/nd