Die französische Tageszeitung L’Humanité[1] wurde 1904 vom Sozialisten Jean Jaurès gegründet. Ursprünglich als Sprachrohr für die sozialistische Bewegung gedacht, vertritt sie seitdem konsequent linke und sozialistische Positionen. Sie setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Arbeitnehmer*innenrechte und weltweiter Frieden ein.
Die Zeitung ist das ehemalige Zentralorgan der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF). 1999 entfiel der explizite Hinweis auf die Partei. Seit 2004 gehört die Zeitung zu 40 Prozent der PCF, Freund*innen und Mitarbeiter*innen halten je zehn Prozent, die Gesellschaft der Freunde 20 Prozent und Großunternehmen wie Sparkassen, der Sender TF1 und der Rüstungskonzern Lagardère den Rest. Heute arbeiten bei der L’Humanité etwa 60 Redakteur*innen; die Zeitung hat etwa 40.000 Abonnent*innen. Das 1930 erstmals begangene Pressefest, die Fête de L’Humanité, ist bis heute ein wichtiger Termin des gesellschaftlichen Lebens in Frankreich.
Die WOZ[2] ist eine unabhängige überregionale linke Wochenzeitung in der Schweiz mit Sitz in Zürich. Herausgeberin der 1981 gegründeten Zeitung ist die Genossenschaft infolink; finanziell unterstützt wird das Blatt durch den Förderverein ProWOZ. Die Zeitung hat keinen Verleger und keine Chefredaktion, wichtige Beschlüsse werden basisdemokratisch gefällt.
Durch eine kontinuierliche und kritische Berichterstattung etwa zur Migrationspolitik, zur Umwelt- und Wirtschaftspolitik sowie durch grundsätzliche Gesellschaftsanalysen ist die WOZ zu einem anerkannten Korrektiv in der Schweizer Medienlandschaft geworden. Die Wochenzeitung hat derzeit knapp 19.000 Abonnent*innen. Gemeinsam mit WOZ hat »nd« seine App nd.Digital[3] entwickelt.
Kansan Uutiset[4] ist seit August 2020 das Organ des finnischen Linksbündnisses Vasemmistoliitto. Zuvor hat sich das 1957 gegründete Blatt als Stimme verschiedener linker Parteien und -bündnisse in Finnland verstanden. Gedruckt erscheint KU seit März 2020 als Monatsmagazin; die Webseite wird allerdings täglich aktualisiert. Schwerpunkte der Berichtserstattung sind insbesondere die innenpolitische Entwicklung in Finnland sowie Aktivitäten der linken Parteien und Kräfte.
Kansan Uutiset befand sich ursprünglich im Besitz unter anderem von Gewerkschaften, ist aber heute eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
Die kommunistische Tageszeitung il manifesto[5] ist bis heute ein wichtiger Bezugspunkt für die italienische Linke. Als eine der ersten Genossenschaft im Medienbereich organisiert, ist die Zeitung unabhängig von Parteien oder Verlegern. Die aktuelle Auflage der Tageszeitung liegt heute bei etwa 20.000 Exemplaren.
Il manifesto entstand 1971 als politisches Projekt, begleitete die Arbeitskämpfe des »roten Jahrzehnts« beim Autokonzern Fiat sowie bei anderen Unternehmen und war getragen von der Welle der 68er-Bewegung, die in Italien besonders heftiges gesellschaftliche Umbrüche auslöste.
Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nazifaschismus rief die Zeitung in diesem Jahr zu einer großen Demonstration am 25. April in Mailand auf. Mehr als 100.000 Menschen kamen zusammen und setzten ein Zeichen gegen die extreme Rechte in Italien und Europa, worüber auch »nd« berichtete[6].
De Morgen[7] ist eine niederländischsprachige belgische Tageszeitung, die in Brüssel erscheint. Sie wurde 1976 gegründet und entstand als Nachfolgerin der sozialistischen Parteizeitungen De Volksgazet und Vooruit. De Morgen vertritt linke bis sozialliberale Standpunkte. In seiner Geschichte musste das Blatt mehrfach von Lesern gerettet werden, bis es 1989 vom Verlag De Persgroep aufgekauft wurde. Die Zeitung setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschenrechte ein. Sie kritisiert neoliberale Wirtschaftspolitik und betont die Notwendigkeit von sozialer Verantwortung und nachhaltigem Handeln.
Redaktionell legt De Morgen großen Wert auf investigativen Journalismus, tiefgehende Analysen und verschiedene Perspektiven. Die Auflage liegt bei etwa 50 000 Printexemplaren täglich.
Die Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek[8] ist eine marxistisch orientierte politische Tageszeitung in Luxemburg. Die Berichterstattung umfasst alle Gesellschaftsbereiche sowie nationale und internationale politische Ereignisse. Die Zeitung erschien erstmals am 1. Juli 1946. Sie gilt als Zentralorgan der Kommunistischen Partei Luxemburgs (KPL). Frieden, Humanismus, sozialer und gesellschaftlicher Fortschritt, Laizismus, Solidarität, Antirassismus, Antimilitarismus bestimmen die redaktionelle Linie der Zeitung von ihrer Gründung bis heute.
Die Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek erscheint in gedruckter Form von Dienstag bis Samstag jeweils mit 12 Seiten.
Die Wochenzeitung Naše pravda[9] ist Nachfolgerin der linken tschechischen Tageszeitung Hala noviny (1991 – 2022). Naše pravda setzt sich aus linker Sicht mit innen- und außenpolitischen Entwicklungen und Ereignissen auseinander. Die Berichterstattung umfasst alle wesentlichen Bereiche – von Politik und Wirtschaft über Kultur bis Sport.
In den jeweils 24-seitigen Printausgaben und der Onlineausgabe spielen die Positionen der KSČM (Kommunistische Partei Böhmens und Mährens) und deren Vertreter*innen eine zentrale Rolle. Die Auflage der gedruckten Zeitung liegt bei etwa 6.000.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187914.medien-linke-zeitungen-in-europa.html