Der Mann aus dem Hintergrund rückt an die Spitze. Bisher hatte Marcel Machill in Sachsens BSW-Landesverband die Rolle eines »Chefberaters« inne, stand also formal in der zweiten Reihe. Nun wurde er zur Nummer 1: als Spitzenkandidat für die Wahl des Bundestages. Eine Vertreterversammlung wählte ihn mit 75 Prozent.
Faktisch war Machill schon bisher ein wichtiger Strippenzieher. Er gehörte zu den Unterhändlern des BSW, die mit CDU und SPD über eine »Brombeer-Koalition« für Sachsen redeten. Die Gespräche scheiterten im November[1]. Dem Vernehmen nach war es Machill, der im Streit um eine Friedensformel vom Tisch aufstand und damit die Brombeere platzen ließ.
Diese zentrale Rolle ist erstaunlich für einen Mann, der erst mit Gründung des BSW in die Politik drängte. Bisher arbeitet er an der Uni Leipzig, wohin der gebürtige Dortmunder mit beruflichen Stationen bei zahlreichen Medien in Deutschland und Frankreich 2002 als Journalistik-Professor berufen wurde. Als Studiengangsleiter der Journalistenausbildung [2]ist Machill inzwischen nicht mehr tätig.
In der Bewerbung für den BSW-Spitzenposten betonte Machill, dem selbst ein eher »elitärer Habitus« attestiert wird, das Thema soziale Gerechtigkeit. Er plädierte für Erbschaftssteuer und höheren Mindestlohn. Diese Woche wird entschieden, ob das BSW in Sachsen auch Direktkandidaten aufbietet. Dann klärt sich, ob Machill in Leipzig antritt – womöglich als Konkurrent von Sören Pellmann[3], der dort ein für die Linkspartei entscheidendes Direktmandat verteidigen will.