In den Verkehrsmeldungen im Radio hat die Weddinger Seestraße seit Silvester[1] ihren festen Platz. Richtung Autobahn-Stadtring A100 staut sich der Autoverkehr regelmäßig, weil nur eine von regulär zwei Spuren ab der Kreuzung mit der Müllerstraße befahrbar ist.
Durch den Stau müssen sich auch die Ersatzbusse für die Straßenbahnlinien M13 und 50 zum Virchow-Klinikum quälen. Von Osten kommend können die Fahrgäste mit der Tram bis zum Umstieg noch bis zum Louise-Schroeder-Platz fahren. Der Einstieg in die andere Richtung ist erst eine Station später, am U-Bahn[2]hof Osloer Straße möglich.
Das wird noch eine Weile so bleiben. »Die Fachleute gehen aktuell davon aus, dass die Reparatur danach mindestens mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird«, teilt BVG-Sprecher Markus Falkner auf Anfrage von »nd« mit. Das habe ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin mit den Wasserbetrieben ergeben. Es seien »in den nächsten Tagen noch weitere Schadensanalysen notwendig«, so Falkner weiter.
Am Silvesterabend[3] kurz vor 20 Uhr platzte an der Kreuzung von See- und Guineastraße eine Haupttrinkwasserleitung der Berliner Wasserbetriebe. In der Folge sank der Wasserdruck in weiten Teilen der Stadt, Hunderttausende hatten rund zwei Stunden lang kein Trinkwasser.
Vor Ort machte die Seestraße ihrem Namen alle Ehre. Die Kreuzung stand unter Wasser, es lief auch in manchen nahegelegenen Keller. Die Kraft des Wassers unterspülte auch mindestens das Streckengleis der Straßenbahn Richtung Virchow-Klinikum. Außerdem wurde die Stromversorgung der Oberleitung weggespült. Aus dem Loch an der Austrittsstelle ragen nur noch dicke Kabelstümpfe.
Für den Autoverkehr wird es noch monatelang Einschränkungen geben, voraussichtlich bis Mai. Denn die Wasserbetriebe wollen nun rund 270 Meter der 97 Jahre alten Wasserleitung auswechseln. Die gute Nachricht für die Straßenbahn: Die Leitung führt zwar parallel nahe den Gleisen. Der Abstand ist aber so groß, dass die Bauarbeiten den Tramverkehr nicht dauerhaft behindern werden.
Weil die BVG die Fahr- und Dienstpläne der Straßenbahnlinien M13 und 50 noch nicht angepasst hat, präsentiert sich vor der Starthaltestelle Osloer Straße derzeit eine wahre Fahrzeugparade der Tram. Bis zu sechs Züge warten derzeit auf dem Gleis vom Louise-Schroeder-Platz auf ihre planmäßige Abfahrt. Die rund 250 Meter lange Straßenbahnschlange wird voraussichtlich noch bis 20. Januar zu bewundern sein. Dies liegt an den langen Vorlaufzeiten für Dienstplanänderungen.
Diese Verschwendung von Kapazitäten ist misslich, denn dem Vernehmen nach steuert die BVG auf einen deutlichen Fahrpersonalmangel[4] im Straßenbahnbereich zu. Fahrerinnen und Fahrer[5] berichten von intensiven Bitten der Dienstplan-Verantwortlichen, im laufenden Quartal zusätzliche Dienste zu übernehmen. Knapp sein sollen zudem die Gelenkbusse für Ersatzverkehre.
Für eine andere seit November 2022 laufende Dauerbaustelle wird nun klarer, wie lange sie mindestens dauern wird. Es geht um den U6-Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel, auf dem seit Beginn der Arbeiten die Fahrgäste mit Ersatzbussen vorliebnehmen müssen. Nach mehreren Verlängerungen der Bauzeit verlangt die BVG in einer neuen Ausschreibung von den bietenden Firmen ein Ende der Bauzeit am 30. September 2026.
Ursprünglich hätte die Strecke im Frühjahr dieses Jahres den Betrieb wieder aufnehmen sollen. Bisher hieß es nur eher grob, dass wegen zusätzlichen Instandsetzungsbedarfs der Betrieb auf der Teilstrecke der U6 in der zweiten Jahreshälfte 2026 wieder aufgenommen werden solle. Ob am 1. Oktober 2026 die Züge wieder fahren können, ist aber offen.