Mit ihrem unverwechselbaren Harmoniegesang und ihrer adäquaten Gitarrenbegleitung wurden Peter, Paul and Mary in den 60er Jahren zu der kommerziell erfolgreichsten Folk-Musik-Gruppe, gewannen fünf Grammys, veröffentlichten zwei Nummer-eins-Alben, sechs Top-10-Hits und mit John Denvers »Leavin’ on a Jet Plane« auch einen Nummer-eins-Hit. Und so bekannt wie für ihre Musik waren sie auch für ihr progressives Engagement.
Am Dienstag ist Peter Yarrow, der seit Jahren an Blasenkrebs litt, in seinem Zuhause in New York im Alter von 86 Jahren gestorben. Paul Stookey, einzig Überlebender der Gruppe und fünf Monate älter als Yarrow, bezeichnete diesen jetzt als seinen »kreativen, unbändigen, spontanen und musikalischen jüngeren Bruder«, der aber auch »die reife Weisheit und inspirierende Führung eines älteren Bruders« gehabt habe.
Yarrow wurde 1938 in New York als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine geboren und besuchte später die Cornell-Universität, wo er einen Abschluss in Psychologie machte, aber auch Folk-Musik-Kurse gab und dafür Violine und Gitarre spielen lernte. Und begriff, dass die USA und die Welt vor großen Veränderungen standen und dass Folk-Musik ein passender Soundtrack dazu war. Bald sang er in Clubs von Greenwich Village und 1960 beim berühmten Newport-Folk-Festival. Dort traf er auf den schillernden Musikmanager Albert Grossman, der ihm vorschlug, eine Folk-Gruppe ähnlich den Weavers aus den 50ern zu bilden: Die Geburt von Peter, Paul and Mary.
Sie sangen vor allem Traditionals und Adaptionen, gelegentlich aber auch eigene Songs. Hier war Yarrow der Kreativste, schrieb Lieder wie »The Great Mandala« über einen Friedensaktivisten im Hungerstreik, »Day is Done« über die Hoffnung auf eine gerechtere Welt sowie das Kinder- (oder doch Drogenlied?) »Puff, the Magic Dragon«.
Die Gruppe begleitete musikalisch die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner, sang beim Marsch auf Washington 1963 wie auch bei den Märschen in Alabama 1965. Als sie 1963 in Washington die »I have a dream«-Rede von Martin Luther King hörten, sagte Travers zu Yarrow: »Peter, wir erleben gerade Geschichte«. Dort sangen sie auch Bob Dylans »Blowin’ in the Wind« und trugen nicht nur dazu bei, dass Dylan bekannter wurde, sondern auch dass der Song eine Hymne der Bürgerrechtsbewegung wurde. Die Platte verkaufte sich zwei Millionen Mal!
Yarrow half auch, Konzerte gegen den Krieg der USA in Vietnam zu mobilisieren, so 1969 einen (weiteren) Marsch nach Washington mit einer halben Million Menschen und ein Festival im Shea Stadium in New York 1970. Im gleichen Jahr löste sich die Gruppe plötzlich auf. Vor allem, weil Peter Yarrow wegen der sexuellen Belästigung einer 14-Jährigen vor Gericht stand und dafür drei Monate ins Gefängnis musste. Zehn Jahre später begnadigte ihn dann Präsident Carter.
Alle drei verfolgten nun Solo-Karrieren, vereinigten sich nur noch sporadisch, vor allem vor USA-Wahlen, wo sie linke Kandidaten der Demokratischen Partei unterstützten. Yarrow brachte vier Solo-Alben heraus.
2009 starb Mary Travers an Leukämie. Peter gründete nun ein neues Trio zusammen mit seiner Tochter Bethany Yarrow sowie dem Cellisten Rufus Cappadocia. Auch politisch engagierte er sich weiter, etwa in den 10er Jahren für Occupy Wall Street.
2008 erklärte Yarrow gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: »Wir hatten ein riesiges Publikum, von dem einige mit unserer Politik nicht einverstanden waren. Aber sie waren von der menschlichen Essenz unserer Lieder berührt.«
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188065.peter-paul-and-mary-die-menschliche-essenz.html