Die jüngsten Pläne des schwarz-roten Senats, das Stadion des BFC Dynamo in Berlin-Hohenschönhausen[1] abzureißen und für geschätzte 94 Millionen Euro ein neues zu errichten[2], stoßen bei Vertretern des ostdeutschen Traditionsvereins, aber auch beim Bezirk Lichtenberg auf Kritik.
Der BFC Dynamo[3] spielt aktuell in der Regionalliga Nordost, mit der Ambition, in die Dritte Liga aufzusteigen. Allerdings steht momentan kein dauerhaft nutzbares Stadion für dieses Szenario in Berlin zur Verfügung. Im Koalitionsvertrag erklären SPD und CDU, das Stadion im Sportforum drittligatauglich umbauen zu wollen. Bedingung: Der Masterplan für das Sportforum – die zweitgrößte Sportanlage der Stadt – soll eingehalten werden.
Der Masterplan sieht vor, den exklusiven Charakter des Sportforums als »eine Art Enklave des Spitzensports« zu erhalten und weiterzuentwickeln, heißt es in einer Mitteilung des Senats aus dem Dezember 2023. Gleichzeitig soll das Sportforum »mit neuen Freizeit- und Breitensportmöglichkeiten angereichert werden, um das in der Öffentlichkeit bisher weitestgehend unbekannte Areal für die Bürgerinnen und Bürger weiter zu öffnen«.
Eine nun abgeschlossene, vom Senat beauftragte Machbarkeitsstudie, kam jedoch zu dem Schluss, dass der Masterplan und die Sanierung für die Drittligatauglichkeit nicht gleichzeitig zu realisieren sind. Der Masterplan sei nur umsetzbar, wenn das stehende Stadion abgerissen und wieder neu hochgezogen werde. Das ergebe sich vor allem aus der Größe des Grundstückes. Notwendige Zusatzkapazitäten würden in Form von Anbauten über die bisherige Nutzfläche hinausragen und andere Nutzungen einschränken. Ein Neubau könnte hingegen so konzipiert werden, dass sämtliche Anforderungen in ein neues Stadion integriert sind und es sich so in die Baulücke einpassen ließe.
In der Folge erklärte der Senat, dass man den Neubau einer Sanierung vorziehe. So könnten die Ergebnisse des Masterplans weitgehend beibehalten werden. Im bezirklichen Stadtentwicklungsamt teilt man diese Auffassung nicht. Eine Vertreterin des Fachbereichs Stadtplanung erklärte am Freitag im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses, der Masterplan sehe eine Multifunktionsarena vor, mit »Angeboten für die Stadtöffentlichkeit in Form von Bouldern, Klettern und einem Forumpark, mitnichten ein Stadion an dieser Stelle«. Von daher könne sie nicht nachvollziehen, dass der Senat zu dem Schluss kommt, dass der Stadionneubau mit dem Masterplan vereinbar sei.
BFC-Präsident Norbert Uhlig erklärte im Ausschuss, die der Machbarkeitsstudie zu Grunde gelegten Forderungen entsprächen nicht dem, was man sich beim Fußballclub vorgestellt habe. An einem Neubau habe man kein Interesse, das habe auch der Koalitionsvertrag nie vorgesehen. Würde man, sagt Uhlig, statt den in der Studie angepeilten 10 000 Plätze nur 6000 Plätze schaffen, würde das allein die Kosten auf wahrscheinlich 40 Millionen Euro halbieren. Die Machbarkeitsstudie war ihrerseits bei einer Sanierung auf 75 Millionen Euro gekommen. Der BFC plädiere dementsprechend dafür, nochmals zu prüfen, wie mit geringen Maßnahmen das bestehende Stadion drittligatauglich zu machen wäre. Während des Umbaus würde man ins Mommsenstadion im Berliner Ortsteil Westend umziehen. Später würde der Jahnsportpark mit ausreichend Kapazitäten fertig.
Es scheint sich die Befürchtung zu bewahrheiten, wonach der Umbau des Mommsenstadions für die Europameisterschaft 2024 dem BFC das Drittligastadion im Sportforum verunmöglicht.
Staatssekretärin Franziska Becker (SPD) bezeichnete die Vorstellungen des BFC Dynamo als »unrealistisch«. Es gehe bei der Ertüchtigung des Stadions auch nur um eine temporäre Lösung, bis der Jahnsportpark im Jahr 2028 fertig werde. Solange stünde auch das Mommsenstadion für den BFC zur Verfügung. Dieses sei als gesamtstädtische temporäre Lösung für Drittligavereine ertüchtigt worden. Beide Argumentationen, sowohl von BFC-Präsident Uhlig, als auch von Staatssekretärin Becker, stellen jedoch die Notwendigkeit einer Drittligaspielstätte im Sportforum generell infrage. Insofern scheint sich die Befürchtung tatsächlich zu bewahrheiten, wonach der Umbau des Mommsenstadions für die Europameisterschaft 2024 dem BFC das Drittligastadion im Sportforum verunmöglicht.
Auch wenn man anders als in der Machbarkeitsstudie, nur die allernötigsten Anforderungen erfüllen würde, sei ein Umbau lediglich um die zehn Millionen günstiger, erklärte ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Sport. Schließlich seien viele Dinge wie eine Rasenheizung, eine Flutlichtanlage, ein neues Funktionsgebäude und barrierefrei Plätze zwingend notwendig.
Man befinde sich im Übrigen immer noch in der Phase der Beratung einer Diskussionsgrundlage und nicht bei etwaigen Genehmigungen, sagte Staatssekretärin Becker. Die eigentliche Bauzeit für einen Neubau würde zwei Jahre betragen. Berücksichtige man die Planungs- und Genehmigungszeiten, liege man bei insgesamt sechs Jahren, erklärte der Mitarbeiter der Sportverwaltung. Bei jetzigem Beginn wäre man dann 2031 fertig. Da könnte der etwaige Drittligist BFC Dynamo dann schon drei Jahre im Jahnsportpark spielen.
Allein die Machbarkeitsstudie hat laut Sportverwaltung mehr als 240 000 Euro gekostet.