Die alpine Saison[1] war bisher schwierig für den Deutschen Skiverband. Es gibt viel Verletzte und mit Ausnahme des Slaloms fehlen die Spitzenresultate. Müssen Sie Ihre Erwartungen und Ziele für die WM herunterschrauben?
Die Zielstellung, dass wir sowohl bei den Damen als auch bei den Herren und bei einem der übergreifenden Team-Events eine Medaille holen wollen, ändern wir nicht – auch wenn es gerade so aussieht, als ob wir nach den Sternen greifen wollen. Aber natürlich sind die Disziplinen, in denen wir dieses Ziel erreichen können, deutlich eingeschränkter als bei den vergangenen Weltmeisterschaften[2].
Die Medaillenhoffnungen ruhen vor allem auf Lena Dürr und Linus Straßer im Slalom. Anders als Dürr hatte Straßer zu Beginn des Winters einige Probleme. Würden Sie sagen, nach den letzten Ergebnissen ist er fast wieder auf dem Niveau des Vorwinters, als er in Kitzbühel und Schladming gewonnen hat?
Bei Linus Straßer[3] hat man am Saisonanfang etwas mit dem Material probiert, aber das hat nicht funktioniert. Dann kamen drei Ausfälle hintereinander, die musst du erst einmal wegstecken. Auch wenn er sehr aufgeräumt ist – so etwas arbeitet an ihm. Jetzt hat er sich aber stabilisiert. Er fährt auf einem sehr hohen Niveau, allerdings bewegt er sich noch immer nicht ganz in dieser Selbstsicherheit, mit der er im vergangenen Jahr gefahren ist.
Im Gegensatz zu Linus Straßer hat Lena Dürr schon eine Einzelmedaille bei einer WM gewonnen. Hilft das, lockerer zu bleiben?
Das glaube ich nicht. Man will es ja noch mal erleben. Linus hat gesagt, die Gams (Trophäe für die drei Erstplatzierten in Kitzbühel, d. Red.) ist ein Herdentier. Wenn man eine hat, will man eine zweite und eine dritte. Das ist mit Medaillen nicht anders. Es zählt der Moment und nicht die Vergangenheit.
Das Team reist mit so vielen Podestplatzierungen zur WM wie 2021 nach Cortina d’Ampezzo. Und dort holte es dann vier Medaillen. Gibt es da Parallelen?
Nein. Wir waren damals zwar nirgends ein Medaillenkandidat. Aber vom Gefühl her war es 2021 besser. Wir waren näher dran an der Spitze. In den schnellen Disziplinen hatten wir bei den Männern mehrere Athleten in der Startgruppe der besten 30, jetzt ist es nur noch einer. Ich gehe davon aus, dass die Trainer und Athleten sich der aktuellen Ausgangssituation bewusst sind und sie als Chance sehen.
Gerade bei Großereignissen holen oft Außenseiter Medaillen. Ist das die Chance des DSV?
Auf diesen Lucky Punch hoffen natürlich viele Nationen. Solange ich dabei bin, kann ich mich aber nicht erinnern, dass jemand von uns komplett aus dem Nichts etwas gewonnen hätte.
Wenn sie nicht wie so oft ausscheidet, wäre doch Emma Aicher eine, der so ein Lucky Punch zuzutrauen ist.
Ja, das stimmt. Einer ihrer Vorteile ist, dass sie so unaufgeregt ist und über eine hohe Resilienz verfügt. Sie sagt mir immer, ich solle mir keine Sorgen machen.
Statt der traditionellen Kombination[4] gibt es bei der WM zum ersten Mal eine Teamkombination. Abfahrt und Slalom werden von zwei verschiedenen Athleten bestritten. Was halten Sie von diesem Format?
Die Idee ist nicht schlecht. Allerdings muss man es anders machen als bei der Junioren-WM vor zwei Jahren. Da waren drei Stunden Pause zwischen den beiden Durchgängen. Das ist zu lang.
Was erwarten Sie von einer Ski-WM in Österreich, abgesehen von vollen Tribünen und einer gute Stimmung?
Ich hatte erwartet, dass der Weltverband Fis[5] innovativere Vorgaben in die Umsetzung bringen würde. Aber den Österreichern gelingt es traditionell, Events aufzuwerten. Sie werden sicher eine WM der Superlative veranstalten.