Floskel hin oder her: Dass sich niemand seine Familie selbst aussuchen kann, zählt zu einer der letzten unantastbaren Wahrheiten, auf die wir uns alle einigen können. Sie gilt für Volknants wie für Remmos und kommt doch, ganz offensichtlich, mit unterschiedlichsten Voraussetzungen für das eigene Leben daher.
Ja, es gibt arabischstämmige Menschen mit gleichen Nachnamen, von denen schwere Verbrechen ausgehen. Und nein, Behörden und Medien sollten nicht die viel zitierten Samthandschuhe überstreifen, nur um möglichen Rassismusvorwürfen aus dem Weg zu gehen. Wer aber die Berichterstattung diverser Berliner Medien (ich nenne keine Namen) aufmerksam verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, wie sich eine Mischung aus Klickgeilheit und freudig rausposauntem Vorurteil im Clan-Begriff[1] Bahn brechen.
Wissenschaftlichkeit und Augenmaß spielen in der Debatte keinerlei Rolle. Auch deshalb, weil die Faszination für große Verbrecher-Geschichten zu stark, die an die Öffentlichkeit dringenden Bilder zu spektakulär sind: Hier stürmen Heerscharen von Polizist*innen in voller Montur ein Luxusanwesen am Stadtrand, dort taucht plötzlich ein gemietetes Tigerbaby auf einer Hochzeitsparty auf.
Das Ganze auf einschlägige Familiennamen herunterzubrechen, mag vieles einfacher machen. Doch für Menschen, die heißen, wie sie nun einmal heißen[2], sind die Konsequenzen allgegenwärtig. Nicht alles davon lässt sich verhindern, gerade dann, wenn Täter*innen weiter Gesprächsstoff liefern. Durchaus in der Macht des Staates steht allerdings, den friedlichen Namensträger*innen per Generalverdacht das Leben nicht noch schwerer zu machen. Es ist sogar seine Pflicht.