Wieder einmal setzt eine Regierung modernste Überwachungstechnologie ein, um Seenotretter*innen auszuspionieren. Diesmal traf es den Italiener Luca Casarini und seine Organisation Mediterranea. Die Software »Graphite« der israelischen Firma Paragon Solutions hat vermutlich den totalen Zugriff auf Casarinis private Kommunikation ermöglicht. Eigentlich darf derart hochentwickelte Spyware nur bei schwerer Kriminalität oder gegen Staatsfeinde eingesetzt werden. Das »Verbrechen« könnte in dem Fall wohl gewesen sein, Leben zu retten.
Es liegt nahe, dass Italien hinter der Überwachung steckt. Verdeckte Ermittler, abgehörte Telefone, eine Wanze auf der Schiffsbrücke: Schon in den 2010er Jahren hat der Staat die Crew der »Iuventa« mit allen Mitteln überwacht[1].
Die bekanntgewordenen Einsätze sind nur die Spitze des Eisbergs. Sie belegen aufs Neue, was geschieht, wenn solche Technologien in die Hände rechtsextremer Regierungen fallen. Wer heute mehr Überwachung fordert, ebnet morgen den Weg für die Verfolgung derjenigen, die sich für universelle Rechte einsetzen.
Kontext: Die italienische Regierung steht unter Verdacht, Kritiker mit israelischer Spionagesoftware zu überwachen. Das berichtet laut dem britischen »Guardian« nun auch Luca Casarini, Gründer der Seenotrettungsorganisation Mediterranea Saving Humans. Er sei von Whatsapp darüber informiert worden, dass sein Handy mit dem Trojaner »Graphite« der Firma Paragon Solutions angegriffen wurde. Neben Casarini, dessen Organisation etwa 2000 Menschen im Mittelmeer gerettet hat, sollen auch der Journalist Francesco Cancellato und der libysche Aktivist Husam El Gomati betroffen sein. Alle drei eint ihre kritische Haltung gegenüber der rechtsextremen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. »Graphite« kann nach erfolgreicher Installation sämtliche Handydaten auslesen, einschließlich verschlüsselter Nachrichten. Laut Whatsapp wurden die Betroffenen in Chatgruppen eingeladen und erhielten manipulierte PDF-Dateien. mmo