In Deutschland fehlen laut einer Studie des Pestel-Instituts 550 000 Wohnungen,[1] fertiggestellt wurden 2024 um die 250 000 Einheiten. Insbesondere fehle es an bezahlbarem Wohnraum in Westdeutschland. Das liege an der dort schwachen kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungswirtschaft. Im Durchschnitt lag ihr Anteil im Westen bei nur knapp 15 Prozent, in Ostdeutschland dagegen zwischen 38 Prozent in Sachsen und 54 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.
Durch auslaufende Preisbindungen und stark gestiegene Baukosten rückt das Ziel, bis 2030 zwei Millionen Sozialwohnungen zu schaffen, bundesweit in immer weitere Ferne. Würde der Staat alle Menschen, die einen Anspruch auf soziale Wohnungen haben, versorgen, fehlten sogar 5,6 Millionen. Das trifft insbesondere jene, die am Wohnungsmarkt bereits benachteiligt sind, wie Menschen mit Behinderungen oder ältere Personen. Ihre Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen.
Das Bündnis Soziales Wohnen, dem Mieterbund, Baugewerkschaft, Branchenverbände und Wohlfahrtsverbände wie die Caritas angehören, fordert deswegen niedrigere Baustandards. Pilot-Projekte in Schleswig Holstein hätten gezeigt, dass, bei Einhaltung der Bauvorschriften, ohne nennenswerte Einschränkungen für Klimaschutz oder künftige Mieter*innen bis zu ein Drittel der Kosten gespart werden könne, so Dietmar Walberg vom Kieler Bauforschungsinstituts Arge.
Für die Gruppe Die Linke im Bundestag sind die neuen Zahlen des Pestel-Instituts ein Anzeichen dafür, dass der Markt »nicht alles« richte. »Wo Baulöwen fette Profite einstreichen wollen[2], entstehen keine Sozialwohnungen, sondern Luxusappartements für Porschefahrer«, so Linke-Vorsitzender Jan von Aken. Wichtige Maßnahmen seien nun, Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen mit 20 Milliarden Euro pro Jahr zu fördern, Steuerbefreiungen für die Gemeinnützigen und öffentliche Grundstücke umzusetzen und Wohnungen in die öffentliche Hand zurückzuholen[3]. Das Bündnis Soziales Wohnen veranschlagt elf Milliarden Euro für den Neubau von jährlich 100 000 Sozialwohnungen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188828.bezahlbares-wohnen-mit-aussicht-auf-wohnkrise.html