Prabowo Subianto, Indonesiens konservativer Präsident, zeigt sich zufrieden. Seit Anfang Januar würden bereits 650 000 Kinder mit kostenlosem Schulessen versorgt.[1] Noch läuft die Pilotphase in 26 von 38 Provinzen. Überall die notwendige Infrastruktur aufzubauen, braucht Zeit. Doch schon bis April, so die Zielmarke der Regierung, hoffe man drei Millionen Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Bis 2029 will Prabowos Regierung das Projekt an jeder Schule im Land umsetzen. Zudem sollen Schwangere von dem Angebot profitieren – dann mit knapp 83 Millionen Portionen täglich.
Prabowos Präsidentschaft ist nicht unumstritten. Als Ex-General soll er Menschenrechtsverletzungen begangen haben, außerdem war er der Schwiegersohn des 1998 von einer breiten Volksbewegung gestürzten Diktators Mohammed Suharto. Wie weit sich sein Gesellschaftsverständnis seit damals verändert hat, ist fraglich. Seit seiner Wahl im Oktober scheint Prabowos Strategie deswegen, bei der Bevölkerung mit Sozialprogrammen zu punkten. So hob er etwa das Gehalt der Lehrkräfte an und erhöhte den zuvor regional diversen Mindestlohn landesweit.
Für Mädchen und Jungen aus ärmeren Familien ist das neue Schulessen nicht selten die einzige vollwertige Mahlzeit des Tages. Generell geht es Prabowo auch darum, die körperlich-gesundheitliche Entwicklung zu fördern. Vor knapp einem Jahrzehnt wiesen noch weit mehr als ein Drittel der indonesischen Kinder massive Entwicklungsstörungen auf, die auf Mangelernährung und Infektionen zurückzuführen waren.
Die Effekte, wie Wachstumsverzögerungen, werden unter dem Begriff »Stunting« zusammengefasst. 2013 waren 37,2 Prozent der Kinder von »Stunting« betroffen. Schon die indonesische Vorgängerregierung von Ex-Präsident Joko Widodo[2] hatte einige Anstrengungen unternommen, das zu ändern. Laut Unicef soll die Zahl so im vorigen Jahr auf rund 14 Prozent gesunken sein.
Eine im Menüplan für das Schulessen ausgewogene Mischung an Reis, Fleisch, Gemüse und weiteren Zusätzen soll nun Ballaststoffe ebenso wie Vitamine und Spurenelemente liefern. Für das Programm stehen im aktuellen Haushalt umgerechnet 4,4 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Das ist ein Drittel weniger Geld pro Essensration, als Prabowo im Wahlkampf in Aussicht gestellt hatte – 60 statt 90 Cent pro Portion. Das solle sich auf die Vollwertigkeit der Menüs aber nicht negativ auswirken, heißt es aus Regierungskreisen.
Andere Meldungen könnten dem Staatsoberhaupt schon eher die Laune verhagelt haben. So gab es Kritik daran, dass die Essensmenge nicht nach Alter variiere und darüberhinaus Kinder im Alter von null bis sechs Jahren nicht von dem Programm erfasst würden. Das ist aber die Phase, in der ausreichende Ernährung zur Verhinderung von Unterentwicklung besonders essenziell ist.
Zwei Wochen nach Start der Schulessen-Aktion klagten in einer Bildungseinrichtung in Sukoharjo im Zentrum der Hauptinsel Java zudem mehrere Dutzend Kinder nach dem Essen über massives Unwohlsein, Erbrechen und Schwindelgefühl. Wie ein Sprecher des Präsidenten Ende Januar bestätigte, handelte es sich um eine Lebensmittelvergiftung. Aus anderen Regionen des Landes folgten ähnliche Meldungen, auf die Behördenvertreter nicht klar eingingen. In Sachen Koch- und Ausgabehygiene muss jedenfalls nachgebessert werden, um solche Zwischenfälle in Zukunft auszuschließen.