Kaum hat das neue Jahr angefangen, ist es schon wieder Januar. Ganz davon zu schweigen, dass sogar schon Februar ist. So rast die Zeit vorbei, aber man rast trotzdem mit.
»Die Zeit rast, rast vorbei wie …«
»Wie eine Schildkröte!«
»Was? Warum wie eine Schildkröte? Eine Schildkröte rast doch nicht vorbei!«
»Eine Schildkröte auf einem galoppierenden Pferd schon!«
»Aber warum rast dann die Zeit nicht wie ein galoppierendes Pferd, sondern wie eine Schildkröte?«
»Nu, fühlt sich ein galoppierendes Pferd schneller – oder eine Schildkröte auf einem galoppierenden Pferd?«
Dabei liebe ich ja den Februar. Wenn da nur nicht immer Winter wäre … Deshalb liebe ich den Februar besonders, wenn er schon vorbei ist. Dafür müsste es allerdings erst mal wieder März werden.
Die Winter sind allerdings auch nicht mehr, was sie mal waren. Früher, sagt man, war eben alles besser. Aber die Zeiten ändern sich, und mit den Zeiten ändert sich nichts. Früher war es eben schon immer besser als jetzt.
Denn in Wirklichkeit war es früher natürlich keinesfalls besser, als es später auch nicht geworden ist. Trotzdem gibt es Schmocks, die wollen die alten Zeiten zurückbringen. Da frage ich mich immer: wohin? Wir haben schon an den neuen Zeiten genug zu knabbern, und an den kommenden erst recht. Oder die Zeiten an uns – nicht umsonst heißt es ja: »der Zahn der Zeit«.
Wie ist es aber mit den kommenden Zeiten? Manche fragen sich, was passieren würde, wenn die Zeit morgen aufhört. Vielleicht hat die Zeit ja auch schon früher nicht existiert. Die Frage ist nur, wann und wie lang genau das der Fall war.
Und was passiert, wenn sie morgen aufhörte? Wenn sie morgen aufhörte zu existieren, dann gäbe es ja gar kein Morgen, und also könnte sie morgen auch nicht aufhören zu existieren.
Das ist ganz schön beruhigend. Ansonsten wäre die Frage, was man mit all der Zeit anstellen sollte, die man nicht mehr hätte. Gut, man könnte die Zeit zum Beispiel investieren. Zeit ist Geld, aber wenn ich mir Zeit für mich nehme, kommt nie Geld für mich dabei heraus.
Es bleibt die Frage, was mit den kommenden Zeiten ist. Das könnte daran liegen, dass die kommenden Zeiten ungewiss sind. Über die kommenden Zeiten sollte man sich trotzdem schon jetzt Gedanken machen, denn je mehr Gedanken man sich darüber macht, desto ungewisser werden sie.
Vorausdenken und vorausplanen – das ist immer schwer. Schwerer ist nur nachdenken und nachplanen.
»Itzik, treffen wir uns, um die Lage zu besprechen.«
»Beseder, in Ordnung. Wo sollen wir uns treffen?«
»Wichtiger ist: Wann?«
»Das können wir doch gleich an Ort und Stelle entscheiden.«
Ich will nicht unbescheiden sein, aber ich bin meiner Zeit voraus, nicht weit, aber mindestens einen Schritt. Zum Beispiel wäre jetzt die Zeit, um zu arbeiten, aber ich bin mindestens schon beim Feierabend.
»Lass uns nach Feierabend im ›Blauen Engel‹ treffen, beseder? Kennst du den ›Blauen Engel‹?«
»Natürlich kenne ich den ›Blauen Engel‹. Aber ich war schon sehr lang nicht mehr dort. Nämlich noch nie.«
Ach, so ein Unsinn, Schmonzes-Maronzes! Was ist schon die Zeit, wenn man die Ewigkeit haben kann. Und was muss man tun, damit es die Ewigkeit gibt? Solange man tut, was ewig ist, gibt es die Ewigkeit. Die Lehre ist ewig. Wenn es jemanden gibt, der sich der Lehre widmet, gibt es auch die Ewigkeit. Denn es heißt: »In deinen Augen sind tausend Jahre wie der gestrige Tag, wenn er vorüber ist.« Oj wej! Kaum hat das Heute angefangen, schon ist das Gestern vorbei.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188870.ezzes-von-estis-zeit.html