Ob Friedrich Merz seine rhetorische Frage an »die Antifa«[1], wo sie denn nach der Ermordung seines Parteifreundes Walter Lübcke 2019 durch einen Neonazi gewesen sei, spontan eingefallen ist? Spätestens seit Donnerstag dürfte auch der künftige Bundeskanzler wissen, dass es vor allem diese »Antifa«[2] war, die Solidarität mit den Hinterbliebenen zeigte und Aufklärung einforderte. Denn jetzt hat sich auch Irmgard Braun-Lübcke zu Wort gemeldet. Die Witwe des Kasseler Regierungspräsidenten sagte der »Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen«, die Aussagen des CDU-Chefs hätten sie und ihre Familie[3] »sehr befremdet«. Nach dem Mord an ihrem Mann habe es »ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten« gegeben. Tausende seien in Lübckes Wohnort Wolfhagen, in Kassel und vielen weiteren Orten auf die Straße gegangen, Linke, Liberale und Konservative. Gemeinsam hätten sie sich »gegen Gewalt, Hass und Hetze sowie eindeutig für Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit positioniert«. Dies habe der Familie Kraft gegeben und gezeigt: »Wir sind nicht allein.«
Zugleich mahnte die 71-Jährige, gerade jetzt sei insbesondere die Politik »mehr denn je« gefordert, »die Menschen zusammenzuführen und gemeinsam für Werte einzutreten, wie es mein Mann getan hat«. Walter Lübcke hatte sich ab 2015 für eine Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten stark gemacht und war dafür bis zu seinem Tod bedroht und angefeindet worden. Braun-Lübcke, die jahrzehntelang Berufsschullehrerin war, hatte 2020 als Zeugin im Prozess gegen den Täter und seinen Anstifter ausgesagt und sich damit bewusst dem belastenden Geschehen im Gerichtssaal ausgesetzt.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189391.walter-luebcke-irmgard-braun-luebcke-die-ehrenfrau.html