nd-aktuell.de / 28.02.2025 / Politik / Seite 1

Luke Hoß: Mehr als nur jung

Luke Hoß geht als jüngster Bundestagsabgeordneter durch die Presse. An dem Linke-Politiker ist noch mehr interessant, als nur sein Alter

Pauline Jäckels
Linke-Bundestagskandidat Luke Hoß steht in Passau am Flussufer. Der 23-Jährige ist der jüngste Abgeordnete des neuen Bundestags.
Linke-Bundestagskandidat Luke Hoß steht in Passau am Flussufer. Der 23-Jährige ist der jüngste Abgeordnete des neuen Bundestags.

Wenn Sie von irgendeinem der neuen Linke-Abgeordneten etwas mitbekommen haben, dann wahrscheinlich von Luke Hoß. Denn es gibt dieses Medienritual, dem er in diesem Jahr ›zum Opfer gefallen ist‹: Sobald der oder die jüngste Abgeordnete des Bundestages identifiziert wurde, stürzen sich die Journalisten auf sie. Letztes Mal war es die 24-jährige SPD-Abgeordnete Emily Vontz aus Saarlouis, jetzt ist es Luke Hoß, der 23-jährige Linke-Abgeordnete aus Passau.

Binnen drei Tagen nach der Wahl sind weit über 30 Beiträge über Hoß erschienen – mit wie vielen Medien er genau gesprochen hat, kann er im Gespräch mit dem »nd« nicht beantworten – »mein Gefühl ist: viele«. Doch an dem Linke-Abgeordneten ist noch mehr interessant als nur sein Alter – ein ohnehin überschätztes Persönlichkeitsmerkmal.

Trotz des Trubels um seine Person, trotz des Stresses der ersten Tage als Abgeordneter, liegt eine selbstbewusste Ruhe in seiner Stimme. Er wirkt nicht wie jemand, der nur durch Zufall hier gelandet ist oder sich aus Höflichkeit auf den bis vor Kurzem noch wenig aussichtsreichen vierten Platz der bayerischen Landesliste setzen ließ, weil sonst niemand wollte.

Anfangs ist er arm aufgewachsen, erzählt der Politiker – in Stuttgart, zusammen mit seinem Bruder und seiner alleinerziehenden Mutter. »Meine Mutter hat sich bei ihrer Arbeit tagtäglich krumm gemacht und bekam trotzdem einen viel zu geringen Lohn. Die Armut war aber eher eine Ohnmachtserfahrung als eine Politisierungserfahrung.« Politisiert habe er sich erst mit Beginn seines Studiums und mit dem Ausbruch aus seinem alten Umfeld. Nach dem Abitur und einer Vollzeitstelle im Metallbetrieb begann er 2021 ein Jurastudium im bayerischen Passau und trat zunächst der Grünen Jugend bei. »Ich bin dann aber schnell wieder raus, schon deutlich früher, als es Trend geworden ist«, betont Hoß.

Als dann 2023 einige Mitglieder der Passauer Linken zu BSW gewechselt sind, habe er die Chance gesehen, in der Linkspartei »etwas Cooles aufzubauen – mit richtiger Nachbarschaftsarbeit und so weiter«. Also trat er ein und wurde aktiv. 2024 wurde er Vorsitzender des Linke-Kreisverbandes Passau und Mitglied im Bezirksvorstand Niederbayern.

Was Hoß in Passau begonnen hat, will er auch als Bundestagsabgeordneter weiterführen. Dazu gehören auch Sozialsprechstunden, die die Passauer Linke anbietet. Um dafür Geld zur Verfügung zu stellen, will sich der 23-Jährige sein Gehalt auf 2500 Euro begrenzen. Was von den rund 11 000 Euro Abgeordnetendiät nach Abzügen für Durchschnittsgehalt und Parteiabgaben übrig bleibt, will er Menschen zukommen lassen, die Hilfe brauchen – etwa, wenn jemandem das Geld für eine kaputte Waschmaschine fehlt. »Klar ist natürlich schon, dass man nicht versucht, staatliche Hilfen zu ersetzen« – bestehe zum Beispiel ein Wohngeldanspruch, müsse gemeinsam geschaut werden, dass man sich das Geld auch hole.

Und in Berlin? Da hat Hoß offenbar ein Auge auf eine Mitgliedschaft im Rechtsausschuss geworfen. Etwas Rechtliches würde aufgrund seines Studiums »am meisten Sinn machen«, sagt er – betont aber: Über die Ausschussverteilung wird in den kommenden Wochen die Fraktion gemeinsam entscheiden und schauen, »wo wir am meisten politische Schlagkraft zusammen aufbauen können«.