Die Angebotsmieten in Berlin steigen weiter drastisch: Neue Mieter*innen zahlten für ihre Wohnungen 2024 durchschnittlich doppelt so viel wie Mieter*innen mit einem bereits bestehenden Vertrag. Das ist eins der Ergebnisse des Wohnungsmarktberichts der Investitionsbank Berlin (IBB), der am Freitag vorgestellt wurde.
Wer 2024 einen Mietvertrag unterschrieben hat, zahlt demnach durchschnittlich 15,40 Euro pro Quadratmeter[1], ein Anstieg von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Bestandsmieten liegen bei durchschnittlich 7,20 Euro pro Quadratmeter. Die Differenz von 118 Prozent zwischen Bestands- und Angebotsmieten ist in keiner anderen deutschen Großstadt so groß.
Besonders tief in die Tasche greifen müssen Neumieter*innen in der Innenstadt. Laut IBB werden hier Quadratmeterpreise von 19,50 Euro verlangt. Bei Umzügen innerhalb der Stadt verfestigt sich nach IBB-Angaben ein Muster: Neuberliner*innen ziehen in die Innenstadt, Altberliner*innen wandern in die Randbezirke ab. Aber auch dort sind Mietangebote teuer[2]: Pro Quadratmeter müssen dort 12,94 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden.
Bausenator Christian Gaebler sprach von einem »geteilten Wohnungsmarkt«. »Auf der einen Seite stehen diejenigen, die eine Wohnung haben. Auf der anderen diejenigen, die eine Wohnung suchen«, sagte der SPD-Politiker. »Diejenigen, die suchen, müssen für eine Wohnung im Schnitt mehr als das Doppelte an Miete aufbringen. Das ist eine Situation, die wir ändern müssen.« Dies gehe neben politischen Maßnahmen nur mit dem Neubau von Wohnungen[3].
Allerdings hinkt der Senat seinem Ziel, dass angesichts der Mangelsituation jährlich bis zu 20 000 neue Wohnungen entstehen sollen, deutlich hinterher. Die Zahl der fertig gebauten Wohnungen lag der IBB zufolge 2023 bei 15 965. »Das Genehmigungsgeschehen nahm 2023 von 16 968 auf 15 902 Wohnungen ab – damit war es der niedrigste Wert in zehn Jahren«, so der Bausenator. Gründe dafür seien hohe Zinsen und hohe Baukosten. Gaebler hatte bereits eingeräumt, dass Berlin sein Wohnungsbauziel auch 2024 verfehlt hat.
»So schnell kann gar nicht gebaut werden, wie täglich günstige Wohnungen vom Markt verschwinden.«
Wibke Werner Berliner Mieterverein
Der neue IBB-Wohnungsmarktbericht 2024 zeichne ein alarmierendes Bild des Berliner Wohnungsmarktes, teilt der Berliner Mieterverein (BMV) mit. Der Abstand zwischen Angebots- und Bestandsmieten bedeute für Haushalte mit geringeren Einkommen faktisch einen Umzugsstopp. »Überwiegende Angebotsmieten von 20 Euro pro Quadratmeter in der Innenstadt können sich die meisten Berliner*innen mit einem Haushaltsmedianeinkommen von 2575 Euro pro Monat schlichtweg nicht leisten«, so Wibke Werner, Geschäftsführerin des Mietervereins.
Zwar sei zu begrüßen, dass im vergangenen Jahr 5000 Sozialwohnungen genehmigt worden seien, aber das sei bei Weitem nicht ausreichend, erklärt der BMV weiter. »Einmal mehr zeigt sich, dass Neubau allein nicht zur Entspannung des Wohnungsmarktes führen wird – denn so schnell kann gar nicht gebaut werden, wie täglich günstige Wohnungen vom Markt verschwinden«, warnt Werner. Deswegen fordert der BMV »ein umfassendes wohnungspolitisches Maßnahmenpaket, das die Priorität des bezahlbaren Wohnungsneubaus ebenso umfasst wie eine effektive Mietenregulierung und ein umfassendes Sozialprogramm zur besseren Wohnraumverteilung.« mit dpa