Festgefahrene Fronten im Tarifstreit: Da auch die fünfte Tarifverhandlungsrunde zwischen dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)[1] ergebnislos geblieben ist, beginnt an diesem Dienstag ein Schlichtungsverfahren. Den Vorsitz hat Harald Wanhöfer, Präsident des Landesarbeitsgerichts München. Auf die Schlichtung hatten sich beide Seiten verständigt.
Um den Druck auf die Kapitalseite zu erhöhen, hatte die NGG[2] zu Jahresbeginn Aktionstage und Warnstreiks organisiert. Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des BdS, sieht »nach wie vor erhebliche Differenzen«. Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der NGG, wirft der Arbeitgeberseite eine Blockadehaltung vor und fordert mehr Entgegenkommen. Die Arbeitgeber hätten seit der ersten Verhandlung im Juli 2024 neun Monate Zeit gehabt, auf »unsere sehr konkreten Forderungen« einzugehen. »Unsere Tarifkommission erwartet jetzt eine Einigung«, sagt er gegenüber »nd«.
Dennoch ist nicht ausgemacht, dass es die bald geben wird. Zu verhärtet sind die Fronten. »Die Schlichtung setzt da ein, wo die Verhandlungen nicht funktioniert haben. Der Schlichtungsversuch ist also die letzte Möglichkeit einer Einigung«, ordnet Samir Boudih, NGG-Gewerkschaftssekretär aus Dortmund, ein.
Der BdS will den Beschäftigten seiner Mitgliedsunternehmen, immerhin knapp 120 000 Menschen bei McDonald’s, Burger King und Co[3], nur geringfügig mehr als 13 Euro pro Stunde in den unteren drei Tarifgruppen bei einer Laufzeit von 42 Monaten gewähren. Die erste Erhöhung soll rückwirkend zum 1. Januar 2025 erfolgen. Dafür gibt es großen Gegenwind von der Gewerkschaft. Die NGG spricht von einem »Magerangebot« und davon, dass die »anvisierten Lohnsteigerungen der Arbeitgeberseite zwischen 2022 und 2027 von mehr als 20 Prozent« eine Mogelpackung seien. Immerhin seien gleich drei Tarifgruppen vom gesetzlichen Mindestlohn überholt worden. »Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei McDonald’s und Co. erwarten eine echte Entlastung und deutlich mehr. Wir behalten uns vor in Haustarifverhandlungen mit den einzelnen Arbeitgebern zu gehen, wenn wir keine Einigung mit dem BdS erzielen können«, erklärte bereits der NGG-Verhandlungsführer Mark Baumeister. Wenn die Arbeitgeberseite »sich weiterhin so wenig wertschätzend gegenüber den Beschäftigten verhielten, würden sie das akute Problem des Personalmangels noch verschlimmern«.
Deshalb will die Gewerkschaft NGG die im Bundesverband der Systemgastronomie organisierten Unternehmen dazu bringen, mindestens 15 Euro pro Stunde als Einstiegslohn in der untersten Tarifgruppe zu zahlen. 500 Euro mehr im Monat soll es für alle Beschäftigten ab der zweiten Tarifgruppe und einmalig 500 Euro für NGG-Mitglieder geben. Zudem fordert die Gewerkschaft, dass die Ausbildungsvergütung auf 1150 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 1250 Euro im zweiten Ausbildungsjahr und 1350 Euro im dritten Ausbildungsjahr erhöht wird. Ganz zentral ist für die NGG, dass eine »Abstandsklausel zum Mindestlohn« vereinbart werde.