CDU und SPD haben es eilig mit der Regierungsbildung. Nur zwei Wochen nach der Bundestagswahl haben die beiden Parteien die Sondierungsgespräche erfolgreich abgeschlossen und wollen schon bald mit den Koalitionsverhandlungen beginnen. Bei zentralen Themen in den Bereichen Migration, Soziales und Wirtschaft wurden sie sich schon einig. Scharfe Kritik kommt von innen und von außen. Die Grünen könnten sich den Plänen von schwarz-Rot noch in den Weg stellen.
Zunächst die wichtigsten Punkte im Überblick: Worauf haben sich CDU und SPD bisher geeinigt?
Schon vergangene Woche haben sich Union und SPD auf ein Finanzpaket geeinigt, das drei wichtige Vorhaben enthält:
Dieses Finanzpaket bildet quasi die Grundlage für die schnelle Einigung zwischen CDU und SPD. Zum einen zwang das Vorhaben die beiden zu einer schnellen Übereinkunft, weil Sondervermögen und Ausnahme der Schuldenbremse noch mit dem alten Bundestag, also vor dem 24. März verabschiedet werden sollen. Der einfache Grund: Im neuen Bundestag gibt es eine Zweidrittelmehrheit nur mit den Linken, mit denen ist eine Einigung etwa bei den Militärausgaben aber so gut wie ausgeschlossen.
Dazu kommt: Die SPD kann das Sondervermögen Infrastruktur als Erfolg kommunizieren und damit über die Eingeständnisse in Sachen Migration hinwegtrösten, auch wenn es eher eine Notwendigkeit war. Die CDU hat zwar ein wichtiges Wahlversprechen, nämlich das Festhalten an der Schuldenbremse, aufgegeben. Ohne die Mehrausgaben wären die Vorhaben von CDU und SPD für die nächsten vier Jahre aber schlichtweg nicht umsetzbar gewesen.
In den Migrationsfragen konnte sich die Union mit ihren Forderungen nach einer wesentlich verschärften Migrationspolitik weitestgehend durchsetzen:
Worauf man sich offenbar noch nicht geeinigt hat, sind dauerhafte Grenzkontrollen an allen deutschen Außengrenzen, die Merz vor der Wahl angekündigt hatte. Unter der SPD-geführten Ampel wurden allerdings auch schon Grenzkontrollen eingeführt – aber EU-rechtskonform immer nur für ein halbes Jahr.
Kleine Zugeständnisse in Richtung SPD macht die Union in Sachen Renten und Mietpreisbremse. Bei der Bürgergeldfrage setzt sich die Union aber klar durch, genauso auch bei der Ausweitung der Arbeitszeiten.
Jetzt hagelt natürlich Kritik an der Einigung zwischen CDU und SPD von innen wie außen. Die Junge Union vermisst »echte Strukturreformen«, eine klare Einigung zur Wehrpflicht und ist nicht mit der Lockerung der Schuldenbremse einverstanden. Die Jusos lehnen die Eingeständnisse in der Migrationspolitik ab und sagen, 500 Milliarden für die Infrastruktur seien nicht genug. Die AfD stichelt gegen Merz von rechts, er habe seine Migrationsversprechen nicht in versprochener Härte durchgesetzt. Grüne und Linke sind empört über ebenjene Migrationspositionen. So weit, so absehbar – aber kann jetzt wirklich noch etwas schiefgehen?
Die erste große Hürde haben Union und SPD mit ihrer Einigung in den Sondierungsgesprächen auf jeden Fall genommen. Die wichtigen Finanzfragen sind geklärt, der Migrationskurs abgesteckt und die Reform des Bürgergelds beschlossen. Die Spitzengremien der CSU haben dem Papier schon zugestimmt, CDU und SPD werden folgen. Bis Ostern soll der Koalitionsvertrag stehen – das wäre Rekordzeit für eine Regierungsbildung.
Eine Partei könnte aber noch dazwischengrätschen: die Grünen. Schließlich werden sie für die Grundgesetzänderung durch den alten Bundestag bis zum 25. März, die für das schwarz-rote Finanzpaket nötig ist, zwingend gebraucht. Wenn die sich nicht überzeugen lassen, ist die Grundlage für die Koalitionsverhandlungen hinüber, bevor diese richtig begonnen haben. Im neuen Bundestag bräuchte man für eine Zweidrittelmehrheit AfD (Zusammenarbeit ausgeschlossen) oder Die Linke (Zusammenarbeit extrem schwierig).