Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Rudolf Egelhofer erstmals am 10. Januar 1919, als er während einer Kundgebung in München in die Räume des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner eindrang. Der hatte am selben Tag einige Revolutionäre verhaften lassen und die Haftbefehle sogar persönlich unterzeichnet. Dem angeblichen Landfriedensbruch folgte nun der Hausfriedensbruch. Eine zornige Menschenmenge war vor Eisners Wohnung gezogen, um die Freilassung der Gefangenen zu fordern.
Simon Schaupp schildert diese Episode in seinem Buch »Der kurze Frühling der Räterepublik«, in der auch die Vorgeschichte der gescheiterten Novemberrevolution erzählt wird: »Vor den Toren stehen bewaffnete Soldaten, Eisner lässt sich nicht blicken.« Als auf einmal ein Matrose an der Gebäudefassade hinaufklettert bis zum ersten Stockwerk, wo Eisners Arbeitszimmer liegt. Der frühere Marineinfanterist Rudolf Egelhofer dringt durchs Fenster ein. Sofort stürmen Wachen herbei, Kurt Eisner aber beschwichtigt. Nach kurzem Wortwechsel treten Eisner und Egelhofer heraus und verkünden die Freilassung der Gefangenen.
»Mit eiserner Hand führte Egelhofer die Entwaffnung der Bourgeoisie tatsächlich durch, mit rastloser Energie sorgte er für die Bewaffnung des Proletariats.«
Erich Wollenberg über Rudolf Egelhofer
Als radikale Linke nach der Ermordung Kurt Eisners die Räterepublik ausrufen, spielt Rudolf Egelhofer eine zentrale Rolle – erst als Stadtkommandant Münchens, dann als Oberkommandierender der Roten Armee. Nach dem Sieg der Reaktion wird er von rechten Freikorps schwer misshandelt und am 1. Mai 1919 in der Münchner Residenz ohne Gerichtsverfahren erschossen. Sein Grab auf dem Münchner Nordfriedhof (Grab Nr. 6 in Sektion 105, Reihe 5) soll in absehbarer Zeit eingeebnet werden. Das »Plenum R«, ein bayerisch-linker Zusammenschluss, der den Rätegedanken hochhält, will nun die Verlängerung organisieren. Gebraucht werden 84 Euro pro Jahr, bei einer weiteren zehnjährigen Nutzung. Verbunden wäre die Spendensammlung – das entsprechende Konto wird noch organisiert – mit Veranstaltungen zum Wirken Rudi Egelhofers in der bayerischen Räterepublik.
Das Leben dieses Revolutionärs ist noch nicht erforscht. Autor und Filmemacher Klaus Gietinger sieht hierin sogar Stoff für eine Dissertation. Aber wer war Rudi Egelhofer? Auf jeden Fall war er Antifaschist noch bevor es in Deutschland den Faschismus gab. Die Erschießung von Mitgliedern der Thule-Gesellschaft, einem völkisch-rassistischen Geheimbund mit Hakenkreuz im Emblem, wurde Egelhofer zur Last gelegt. Dass der Hinrichtungsbefehl aber von ihm stammte, ist nach Aussage seiner Mitstreiterin Hilde Kramer nie bewiesen worden.
Sein Genosse und Rotarmist Erich Wollenberg beschrieb ihn als mutigen jungen Matrosen. »Mit eiserner Hand führte Egelhofer die Entwaffnung der Bourgeoisie tatsächlich durch, mit rastloser Energie sorgte er für die Bewaffnung des Proletariats.« Weil aber die Regierungsgeschäfte alle irgendwie verwendbaren Kommunisten in Anspruch nahmen, habe sich Egelhofer auf Elemente stützen müssen, die ihm zufällig in die Hände gefallen oder von jemandem empfohlen waren. Wollenberg nennt ihn einen »kindlich vertrauensseligen Soldat(en) der Revolution« – der mit seinen Kämpfern aber immerhin den Münchner Hauptbahnhof stürmte, der am Palmsonntag von den Weißen, den Feinden der Räterepublik, gehalten wurde. Was für ein Leben! Egelhofers letzte Ruhestätte ist vermutlich auch seine erste.
Bemerkenswert auch, hieß es jetzt unter den Aktiven, »wie belebend das Egelhofer Grab auf unser Plenum R wirkt«.