Am Wochenende wurde im brandenburgischen Stahnsdorf eine Geflüchteten-Unterkunft angegriffen, wobei mindestens eine Person verletzt wurde. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat eine Gruppe mehrerer junger Männer unter anderem einen Sicherheitsmitarbeiter in einer Übergangsunterkunft für Geflüchtete attackiert, das berichtet der »Tagesspiegel« unter Berufung auf Polizeikreise. Der Mann musste demnach im Krankenhaus behandelt werden. Laut der »Märkischen Allgemeinen«, die als Erstes über die Gewalttat berichtet hatte, seien auch zwei Bewohner*innen der Unterkunft angegriffen worden.
Eine lokale Antifa-Gruppe, mit der »nd« Kontakt aufgenommen hat, berichtet, dass sich eine Gruppe von sechs bis sieben Männern vom benachbarten Ruhlsdorf aus kommend, in Richtung der Unterkunft bewegt hatte und dann erfolglos versucht hatte, sich mit einem Glasschneider Zutritt zum Gebäude zu verschaffen. Danach hätten die Männer Scheiben eingeschlagen und versucht, die Fahrräder der Bewohner*innen zu stehlen. Der herbeieilende Wachmann sei dann von hinten bewusstlos geschlagen und mit einem Messer verletzt worden. Die Männer seien außerdem mit Baseballschlägern und einer Schusswaffe bewaffnet gewesen und hätten »Sieg Heil!« gerufen. Diese Informationen stammten von den Bewohner*innen der Unterkunft selbst und Anwohner*innen, mit denen die Gruppe gesprochen habe. Durch Kenntnis der lokalen Szene gehe man in Verbindung mit Zeug*innenberichten davon aus, dass es sich um junge erwachsene Neonazis aus der näheren Umgebung handelte.
Die Staatsanwaltschaft hat bisher zu den näheren Umständen der Tat keine Aussagen getätigt. Bekannt ist lediglich, dass sich das Ermittlungsverfahren gegen drei bekannte Tatverdächtige richtet, die in der Tatnacht gefasst wurden. Ob die Behörde auch von einer politischen, rechtsextremen und rassistischen Motivation ausgeht, beantwortete sie bisher nicht.
Der Stahnsdorfer Oberbürgermeister Bernd Albers spricht zumindest von »rechten Gruppierungen«, die in den vergangenen Tagen weitere Einrichtungen in der Region angegriffen hätten, so etwa einen Jugendclub in Senftenberg[1]. Solche »Einschüchterungsversuche«, so Albers in einer Mitteilung, »gehören strengstens verfolgt.« Mit Bezug auf Stahnsdorf sprach er von einer »überfallartigen« und »feigen« Attacke »gegen die Schwächsten der Gesellschaft«.
Die Zahl rechter Gewalttaten nimmt in Brandenburg nach Zählungen des Vereins »Opferperspektive«[2] seit Jahren zu und sei vor allem auch seit der Landtagswahl gestiegen. Dabei warnen Forschende vor einer neuen Generation von Neonazis,[3] die gerade heranwachse und flacher, digitaler und spontaner organisiert[4] sei. Auch die um Stahnsdorf organisierten Antifaschist*innen sagen, dass es neben alten rechtsextremen Netzwerken immer mehr junge Männer gebe, die sich in der jüngeren Vergangenheit radikalisiert hätten. Diese kämen oft aus dem Umfeld des BFC Dynamo, versuchten das Stadtbild etwa durch gezieltes Stickern zu beeinflussen und würden Einwohner*innen einschüchtern.