Die Zeit von Carolin Simon bei Olympique Lyon liegt schon etwas zurück. In der Saison 2018/19 spielte die Linksverteidigerin beim französischen Topteam, auf das der FC Bayern an diesem Dienstag im Viertelfinale der Champions League[1] trifft. »Grundsätzlich ist das immer noch eine Weltklassemannschaft mit unfassbar guten Einzelspielerinnen«, lobt die 32-Jährige den Rekordsieger des bislang einzigen Europapokalwettbewerbs bei den Frauen.
Mit Torhüterin Laura Benkarth und Nationalspielerin Sara Däbritz sowie immer noch Dzsenifer Marozsan[2] stehen drei Deutsche in Lyon unter Vertrag, doch mehr als Social-Media-Accounts der ehemaligen Mitspielerinnen hat Simon nicht gecheckt. Sie freue sich »mega« auf das Spiel, weil sie mit Benkarth schon in Freiburg und Däbritz noch in München zusammengespielt habe.
Trotz vieler großer Namen beim großen Gegner ist Simon zuversichtlich, dass auch der FC Bayern[3] die Champions League gewinnen kann. »Das ist unser Traum. Wir trauen uns das definitiv zu, aber dann müssen ganze viele Faktoren zusammenkommen.« Gerade erst haben die Münchnerinnen mit dem 3:1 im Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg national ein Statement gesetzt. Von einem »guten Gefühl in der Mannschaft« sprach die zuletzt überragende Torjägerin Pernille Harder.
Wie es um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Frauen-Bundesliga[4] bestellt ist, wird sich auch am Mittwoch zeigen, wenn die Pokalsiegerinnen aus Wolfsburg[5] auf den Titelverteidiger FC Barcelona treffen. »Wir wissen, dass das eine Mammutaufgabe ist«, sagte VfL-Trainer Tommy Stroot. Als letzter deutscher Klub stand Wolfsburg 2023 im Endspiel, um damals das Starensemble des FC Barcelona in Eindhoven an den Rand einer Niederlage zu bringen. Am Ende aber gewannen die Favoritinnen nach einem 0:2-Rückstand doch noch mit 3:2.
»Wir haben noch eine Rechnung offen«, meint Sportdirektor Ralf Kellermann, wohl wissend, dass der Gegner im Vergleich zu damals noch stärker geworden ist, während sein VfL seitdem mehrere Leistungsträgerinnen verloren hat. Die frühere Wolfsburger Torjägerin Ewa Pajor gehört in Barcelona zu den vielen Topspielerinnen einer Weltauswahl, die in Spanien kaum Konkurrenz hat. Die Fußballerinnen erwirtschaften bei Barça alleine fast 18 Millionen Euro Umsatz. Zum Vergleich: Alle zwölf Bundesligisten kommen auf knapp 25 Millionen Euro. Auch deswegen ist der 1. FFC Frankfurt mit seinem Finalsieg 2015 in Berlin der bislang letzte deutsche Sieger.
Die Frauen des FC Barcelona halten auch den Zuschauerrekord: Im April 2022 kamen 91 648 Zuschauer zum Halbfinalhinspiel eben gegen Wolfsburg, um ein 5:1-Schützenfest zu bejubeln. Jenes Erlebnis hat VfL-Torjägerin Alexandra Popp nicht vergessen. »Champions League ist natürlich irgendwie noch mal ein anderes Feeling, ein anderes Ding.« Doch wegen des Umbaus des Camp Nou ist diesmal alles etwas kleiner: Die Frauen ziehen nicht um, weil das ungeliebte Olympiastadion, in dem die Männer des FC Barcelona gerade spielen, auch für die Barça-Frauen um Weltfußballerin Aitana Bonmati keinen Reiz hat.
Apropos Umzug: Dass die Münchner Fußballerinnen erneut nicht die Allianz-Arena nutzen, tat Trainer Alexander Straus mit dem Hinweis ab, das sei nicht seine Zuständigkeit. Dass der Bayern-Campus mit bloß 2500 Plätzen keinen würdigen Rahmen bietet, steht auch fest. Es heißt, dass der Klub demnächst zur viel diskutierten Stadionfrage Stellung beziehen wird.
Ganz egal, wo gespielt wird: Bundestrainer Christian Wück hofft darauf, dass die deutschen Flaggschiffe jetzt nicht die Segel streichen, nachdem im Vorjahr kein Bundesligist die K.o.-Runde erreicht hat. »Wir müssen schauen, dass die Spitzenklubs so lange wie möglich international vertreten sind«, hofft der 51-Jährige. »Das tut uns allen gut, das tut den Spielerinnen gut, das tut dem Verein gut. Ein Vorstoß ins Halbfinale wäre für den Fußballstandort Deutschland unheimlich wichtig.«