Die australische Regierung[1] hat beschlossen, den Immobilienkauf durch ausländische Käuferinnen und Käufer für zwei Jahre zu untersagen. Das Verbot tritt am 1. April in Kraft. Ab dann können ausländische Investoren keine Immobilien mehr erwerben. Auch Unternehmen in ausländischer Hand sowie Interessierte mit vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigungen dürfen keine Häuser kaufen. Nur Neubauten sollen von dieser Regel ausgenommen sein.
Laut Bauministerin Clare O’Neil will die sozialdemokratische Regierung die Wohnungskrise »aus allen verantwortungsvollen Blickwinkeln angehen«. Die Maßnahme sei »ein kleiner, aber wichtiger Teil unserer bereits großen und umfassenden Wohnungsagenda, die sich auf die Steigerung des Angebots konzentriert«.
Gänzlich neu sind derartige Regeln nicht: Im Nachbarland Neuseeland[2] hatte man 2018 versucht, mit ähnlichen Verboten bei den einheimischen Wählern zu punkten. Und auch in der Schweiz gibt es Einschränkungen für ausländischen Immobilienerwerb: So dürfen Ausländer ohne Wohnsitz nur ein gewisses Kontingent an Ferienwohnungen erwerben.
Dass die australische Regelung im April in Kraft tritt, dürfte kein Zufall sein: Es stehen Parlamentswahlen an, die am oder vor dem 17. Mai abgehalten werden müssen. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten, einschließlich für Wohneigentum und Mieten, sind Probleme, die die Wahl entscheiden könnten. Wie brisant die Materie ist, zeigt sich beispielsweise an Social-Media-Beiträgen des liberalkonservativen Oppositionsführers Peter Dutton[3] zu dem Thema, die deutlich mehr Anklang finden als andere.
Tatsächlich sind die Immobilienpreise zuletzt förmlich durch die Decke gegangen, sagte Lyndall Bryant, eine Immobilienmarkt-Expertin der Queensland University of Technology in Brisbane, bereits in einem Interview im letzten Jahr. Der durchschnittliche Hauspreis liegt in Sydney bei 1,65 Millionen Australischen Dollar (über 950 000 Euro). Das kauft einem aber noch kein Haus in einem der begehrten Stadtteile am Meer, wo die Preise um ein Vielfaches höher sind. Auch in Melbourne lässt sich kaum mehr ein Haus unter einer Million Dollar (580 000 Euro) finden, wie die Immobilienplattform Domain berichtet.
Das zwinge potenzielle Käufer dazu, auf dem Mietmarkt zu bleiben, was wiederum die Mieten in die Höhe treibe. »Die Leerstandsquoten sind auf einem Rekordtief – in einigen Städten fast null – was es unglaublich schwierig macht, verfügbare Mietobjekte zu finden.« Außerdem würden sich viele Langzeitmieter mit massiven Mieterhöhungen konfrontiert sehen – teils gar mit einer Verdopplung – während die Einkommen stagnierten, erklärte Bryant.
Allerdings machen ausländische Käufer und Käuferinnen nur einen geringen Teil im Markt aus. Im Geschäftsjahr 2022/2023 wurden 5360 Häuser an Ausländer verkauft, weniger als ein Prozent aller Verkäufe. Nur ein Drittel davon waren bereits bestehende Wohnungen, der Rest waren Neubauten oder unbebautes Land.
Vor allem aus China ist das Kaufinteresse groß, wie die neuesten Zahlen des Foreign Investment Review Board verdeutlichen. Allein in den drei Monaten bis Ende September letzten Jahres haben Käufer vom chinesischen Festland rund 400 Millionen Dollar (rund 230 Millionen Euro) in australische Immobilien investiert, weitere 100 Millionen Dollar wurden jeweils von Hongkong-Chinesen und Taiwanern ausgegeben. Das macht knapp die Hälfte der ausländischen Investitionen in Wohnimmobilien in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar aus.
Die Maßnahme hat etwas Populistisches. Ein Eigenheim gilt als »großer australischer Traum«, ein Stück Land als ein Symbol des Erfolgs und Immobilieninvestment als sicherer Wohlstandsmehrer: Die aktuell verfügbaren Steuerstatistiken von 2020 zeigen etwa, dass von den mehr als 26 Millionen Australierinnen und Australiern über 2,2 Millionen nicht nur Hauseigentum haben, sondern auch investieren.
Mehr als 600 000 können dabei gleich mehrere Mietobjekte ihr Eigen nennen, darunter laut dem Sender ABC auch viele Bundespolitiker. Zwei Drittel gehört mehr als ein Eigenheim, jeder siebte verfügt sogar über einen Immobilienbestand von vier oder mehr Häusern. Oppositionsführer Peter Dutton soll in seinem Leben bereits 26 unterschiedliche Immobilien sein Eigen genannt haben.