Der Vorgang ist verblüffend: Da nominiert die Bundesregierung im vergangenen Juli mit Helga Schmid eine renommierte Top-Diplomatin für den Posten der Präsidentin der UN-Generalversammlung. Und nun ist eine ihrer letzten Amtshandlungen, diese Entscheidung plötzlich zu revidieren[1], um einem Kabinettsmitglied eine für die Fortsetzung seiner Karriere passende Stelle zu verschaffen. Dieser Verdacht drängt sich jedenfalls auf.
Annalena Baerbock [2]heißt die Begünstigte, die als Außenministerin mit beispielloser Hybris und Taktlosigkeit agierte. Sicher: Als vergleichsweise junge Frau war Baerbock immer wieder auch mit Platzhirschgehabe ihrer Amtskollegen konfrontiert. Doch ließ sie kaum eine Gelegenheit aus, Repräsentanten mächtiger Staaten zurechtzuweisen und ihnen die Welt zu erklären – ganz im Bewusstsein neuer deutscher Bedeutung und Stärke.
Nun mag man einwenden, dass sie angesichts der eher repräsentativen Aufgaben des künftigen Amtes und dessen zeitlicher Begrenzung viel weniger Porzellan zerschlagen kann als bisher. Allerdings ist sie ambitioniert genug, es zumindest zu versuchen. Zudem ist auch die in ihrer Nominierung offenbarte Kluft zwischen Wort und Tat – noch vor Tagen hatte die Außenamtschefin angekündigt, sich erst einmal von der großen politischen Bühne verabschieden zu wollen – eine Starthypothek. Und nebenbei hat das unbekümmerte Beiseitedrängen einer hochqualifierten älteren Frau so gar nichts von jener feministischen Politik[3], die sich die Grünen-Politikerin auf die Fahnen geschrieben hatte.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189906.annalena-barbock-anschlussverwendung-in-new-york.html