Möglichkeiten, sich im Berliner Sommer abzukühlen, gibt es theoretisch einige. 60 Freibäder hat die Hauptstadt derzeit zu bieten – nur keines davon im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit seinen rund 300 000 Einwohner*innen. Nach Jahren der Planung erteilte zuletzt der schwarz-rote Senat eine Absage. Für ein Kombibad, bestehend aus Hallen- und Freibad, finde sich im Landeshaushalt kein Geld, eine alleinige Schwimmhalle sei die effektivere Lösung.
Nun aber sind es die Berliner Umweltorganisationen BUND[1] und Nabu, die am Montag Einspruch erheben. Grund ist der Standort, für den der Bezirk derzeit einen Bebauungsplan entwirft, nach wie vor ausgehend von der Möglichkeit eines Kombibads: Mit dem Jelena-Šantić-Friedenspark wolle Marzahn-Hellersdorf einen Ort bebauen, der einst als naturgeschützte Ausgleichsfläche zum Kompensieren anderer Bauprojekte festgelegt wurde. Und als solche, so die Naturschützer*innen, müsse der Park dauerhaft erhalten werden.
Mit dem Friedenspark kompensiert wurden demnach einst der Bau des Hellersdorfer Ortsteilszentrums »Helle Mitte« sowie Maßnahmen für die Internationale Gartenausstellung im Jahr 2017, wie etwa der Bau einer Seilbahn. Für BUND und Nabu steht damit fest: Sollte der Bezirk die Ausgleichsfläche bebauen, müsste diese wiederum an anderer Stelle doppelt kompensiert werden. Für das gesamte Kombibad entspräche das einer Fläche von rund 62 000 Quadratmetern.
»Es ist dreist vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf[2], Baurecht auf festgesetzten Ausgleichsflächen schaffen zu wollen«, kritisiert Verena Fehlenberg, Referentin für Stadtnaturschutz des BUND. Sie schlägt im Gegenzug vor, die »Helle Mitte« zum Ausgleich abzureißen, samt anschließender Renaturierung. Für den Bau des Ortsteilzentrums waren seinerzeit Kleingewässer versiegelt worden. Im Moment steht die »Helle Mitte« teilweise leer, ein neues Entwicklungskonzept soll ab 2026 für Leben rund um das Quartier sorgen.
Die Naturschutzreferentin des Nabu, Imke Wardenburg, mahnt, dass für zerstörte Biotope festgelegte Ausgleichsflächen aufwendig hergerichtet würden. »Wenn nun selbst diese Flächen für eine erneute Bebauung zur Disposition stehen, wird das Konzept des ökologischen Ausgleichs ad absurdum geführt.« Alternative Standorte sehen BUND und Nabu am ehemaligen Wernerbad oder in Gewerbeparks wie dem Georg-Knorr-Park.
Die Linke in Marzahn-Hellersdorf hatte sich nach der Kombibad-Absage des Senats jüngst für ein alleiniges Freibad statt einer Schwimmhalle eingesetzt. Letztere könne dann später hinzugebaut werden. Kristian Ronneburg[3], sportpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, spricht gegenüber »nd« von »Betrug am Wähler« durch Schwarz-Rot. Jahrelang hätten CDU und SPD große Sprüche geklopft und ein Freibad versprochen.
Die Einwände von BUND und Nabu, sagt Ronneburg, gelte es zu prüfen. »Wenn der Bebauungsplan scheitert oder sich zu lange verzögert, dann müssen wir noch einmal über den Standort sprechen.« Dabei müsse sichergestellt werden, dass die verfügbaren Gelder in ein Freibad fließen und sich eine möglichst schnell bebaubare Fläche findet. Allmählich, so der Linke-Abgeordnete, laufe die Zeit davon.