Dilma Rousseff ist für ein weiteres Jahr Präsidentin der Neuen Entwicklungsbank (NDB) mit Sitz im chinesischen Schanghai. Das Gegengewicht der Schwellenländer zu IWF und Weltbank soll die Dominanz des US-Dollars überwinden helfen und auch die soziale Entwicklung fördern. Die Verlängerung der Amtszeit der Brasilianerin erfolgte, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin dafür grünes Licht gab. Turnusgemäß hat aktuell Russland das Vorschlagsrecht für den Chefposten der Institution, die Infrastrukturprojekte in den Brics-Staaten finanziert. Rousseff, die den Vorsitz der Brics-Bank im April des vergangenen Jahres übernahm, war im Juli 2014 zusammen mit Putin und den Staatschefs Chinas, Indiens und Südafrikas deren Gründerin. Da schlugen die Folgen der Weltfinanzkrise bereits auch auf Brasilien durch. Zwei Jahre später wurde die Politikerin von der Arbeiterpartei (PT) und Nachfolgerin von Lula da Silva als Präsidentin nach einem rechten Komplott vom Kongress gestürzt[1].
Rousseffs Nominierung für die NDB nach Lulas Comeback als Präsident war eine politische Demonstration[2]. Die Ökonomin und erste Frau in Brasiliens höchstem Staatsamt hat während der PT-Ära die Industriepolitik mitgeprägt und wirkte ab 2005 in Brasília als Kabinettschefin. Geboren 1947 in Belo Horizonte, engagierte sich Dilma, wie sie in Brasilien nur genannt wird, in ihrer Jugend in marxistischen Gruppen und schloss sich dem bewaffneten Widerstand gegen die Militärdiktatur an. Von 1970 bis 1972 wurde sie im Tiradentes-Gefängnis in São Paulo gefangengehalten und gefoltert[3]. Nach der Rückkehr des Landes zur Demokratie vor vier Jahrzehnten begann sie ihre politische Karriere mit verschiedenen Funktionen im Bundesstaat Rio Grande do Sul.