nd-aktuell.de / 06.04.2025 / Berlin / Seite 1

Protest in Berlin: Musk und Tesla zu Boden bringen

In Berlin schließen sich einige Hundert Menschen den internationalen Protesten gegen den Elektroautobauer und seinen Boss an

Darius Ossami
Protest vor dem Tesla-Showroom in der Mall of Berlin in Berlin-Mitte
Protest vor dem Tesla-Showroom in der Mall of Berlin in Berlin-Mitte

»TeslaTakedown heißt: ein klarer Boykott von Tesla«, sagte Caro Weber von »Tesla den Hahn abdrehen« zu »nd«. »Wir können diese Leute dort treffen, wo es ihnen am meisten weh tut und zwar da, wo sie ihren Profit erwirtschaften. Das ist bei Elon Musk ganz klar Tesla.«

Unter dem Motto #TeslaTakedown (Tesla zu Fall bringen) nahmen am Samstagmittag 250 Menschen an einer Kundgebung vor einem Tesla-Showroom im Berliner Ortsteil Mitte teil. Mehrere Gruppen hatten zu dem Protest aufgerufen, darunter Campact, Fridays for Future und das Bündnis Tesla den Hahn abdrehen.

Die neue, dezentrale Bewegung #TeslaTakedown stammt aus den USA und richtet sich gegen Tesla-Chef Elon Musk[1] und seine Angriffe auf Demokratie, Arbeitnehmer*innenrechte und Umweltstandards. Ziel der Kampagne ist es, Menschen dazu zu bewegen, Tesla-Fahrzeuge zu verkaufen oder gar nicht erst zu erwerben, um damit Elon Musk wirtschaftlich zu schaden. »Musks Angriff auf das amerikanische Sozialsystem ist eine Warnung davor, was er auch in Europa plant[2]. Das sehen wir in Brandenburg, wo er sich mit seiner Gigafactory über Umweltauflagen hinwegsetzt, Gewerkschaften angreift und mit unsicheren Arbeitsbedingungen Leben gefährdet«, heißt es in dem Aufruf der Gruppen, die den Protest am Samstag organisierten.

Die Teilnehmer*innen riefen auf selbstgemalten Schildern dazu auf, Tesla zu boykottieren oder Tesla-Chef Elon Musk auf den Mond zu schießen. Ein Demonstrant im selbstgebastelten Eisbärenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift »Eisbär statt Milliardär« in der Pfote. Eine Hundertschaft der Polizei und zahlreiche Pressevertreter*innen beäugten das Geschehen, ansonsten kamen nur einige Tourist*innen vorbei. Nicht nur die zahlreichen Redebeiträge, auch ein DJ arbeitete sich mit einer Auswahl von Dancehall- und Hiphop-Songs thematisch an Tesla ab.

Als erste Sprecherin kam Carla Reemtsma von Fridays for Future auf die Bühne. Ihre Rede war ein Rundumschlag gegen Klimakrise, einen antidemokratischen US-Präsidenten, Tech-Konzerne und Friedrich Merz. »Sie wollen als Allererstes unsere Hoffnung zerstören und dann unsere Zukunft«, so die Klimaaktivistin. »Sie wollen Angst und Hass in der Gesellschaft säen, denn wenn wir Angst haben, dann begehren wir nicht mehr auf und dann haben sie eine Chance, unsere Demokratie zu zerstören.« Am Ende ihrer frei gehaltenen Rede rief sie: »Gemeinsam lassen wir nicht zu, dass sie unsere Demokratie zerstören.«

»Wer Musk für einen Visionär hält oder Tesla unterstützt, relativiert einen Faschisten und das Aushebeln der Demokratie.«

Sprecherin von Lobbycontrol

Eine Rednerin der Gruppe Lobbycontrol bezeichnete Musks Einmischung in den bundesdeutschen Wahlkampf als undemokratisch und forderte einen starken zivilgesellschaftlichen Protest und klare Regeln zur Kontrolle der Tech-Konzerne. »Was bedeutet es, wenn Superreiche wie Musk rechte, faschistische Kräfte unterstützen, die ihnen wiederum politische Macht geben?«, fragte eine weitere Sprecherin. »Wer Musk für einen Visionär hält oder Tesla unterstützt, relativiert einen Faschisten und das Aushebeln der Demokratie«, sagte sie. »Unsere Antwort auf Tesla muss Antifaschismus heißen.«

Die Kundgebung fand vor dem abgesperrten Hintereingang des »Tesla Showrooms« in der Wilhelmstraße in Mitte statt. Der Zugang zum Showroom befindet sich eigentlich in der Mall of Berlin, dort wachten ein Security-Mitarbeiter und zwei abgestellte Polizisten darüber, dass niemand den – ohnehin leeren – Laden betritt. Während der DJ inzwischen bei Hits wie »Pump Up the Jam« angelangt war, nahm die Polizei doch noch einen Mann zur Personalienfeststellung fest. Er hatte es gewagt, auf einem Schild eine Hitlergruß-ähnliche Geste Elon Musks mit dem identischen Gruß von NS-Funktionären zu vergleichen.

»Ich bin der Meinung, dass Geld nicht die Welt regieren darf«, sagt Daniel, einer der wenigen Demonstrant*innen, die keiner Gruppierung angehörten. Es sei eindeutig, dass Elon Musk versuche, mit seinem Geld einen Teil der Welt zu übernehmen. »Ich glaube, dass sehr viele Leute noch nicht verstanden haben, wie ernst so was werden kann und dass es wichtig ist, auch mit solchen verhältnismäßig kleinen Aktionen Aufmerksamkeit und Aufklärung zu erzeugen.«

Caro Weber, Sprecherin von »Tesla den Hahn abdrehen«, zeigte sich zufrieden mit der Kundgebung. »Wir wollen einen Protest auf die Straße tragen und zeigen: Wenn wir uns zusammen schließen, können wir ein Gegengewicht stellen und eine andere Vision aufzeigen von einer Welt, die für uns alle gerecht ist.«

Das Unternehmen Tesla steht wirtschaftlich unter Druck[3]. Im ersten Quartal 2025 verkaufte Tesla weltweit 13 Prozent weniger Autos als im Vorjahreszeitraum. In Deutschland lag das Minus bei 62 Prozent. Expert*innen verweisen bei den Rückgängen auf die umstrittene Personalie Musk, aber auch darauf, dass die alte Version des bislang beliebten Modells Y ausgedient habe. Das erneuerte Modell Y geht im brandenburgischen Grünheide erst seit März vom Band. Seitdem zeigt der Verkaufstrend wieder leicht nach oben.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190335.buerokratie-elon-musk-amerika-wieder-billiger-machen.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190349.rechtsruck-europas-rechte-n-von-trump-verlassen.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190336.usa-tesla-autos-brennen-kurse-fallen.html